26.3.08

Jekyll & Hyde in Bonn

Es gibt eine Geschichte, die das Weltbild und den Geisteszustand des notorischen Quälgeistes Ludwig Watzal besonders anschaulich illustriert, auch wenn sie schon eine Weile zurück liegt. Anfang Juni 2005 veröffentlichte der Politikwissenschaftler in der Wochenzeitung Freitag eine ausführliche Rezension des von Jöran Jermas alias Israel Shamir verfassten und im Promedia Verlag erschienenen Buches Blumen aus Galiläa, das sowohl bei Holocaustleugnern als auch bei linken Antizionisten spitze Schreie der Begeisterung ausgelöst hatte. Der Wiener Publizist Karl Pfeifer wies seinerzeit überzeugend nach, dass es sich bei dem Werk um eine durch und durch antisemitische Hetzschrift handelt, die „Zeichen eines Brückenschlags antiimperialistischer Linker mit Rechtsextremisten“ ist. Watzal hingegen adelte Shamirs Ergüsse als „freimütige Darstellung Israels und seiner Politik, die viele so nicht sehen und wahrhaben wollen“, und verlieh dem Verfasser anerkennend das Attribut „bissig-literarisch“. Geschlagene acht (!) Monate später ruderte er dann zurück, wiederum im Freitag. Kamen ihm Shamirs Tiraden bis dato „intellektuell durchaus anspruchsvoll vor“, weil sie „philosophischen, theologischen, literarischen und gesellschaftspolitischen Sachverstand“ offenbart hätten, so müsse er nun konzedieren: „Dazwischen gibt es immer wieder Formulierungen, die bedenklich stimmen“ (er meinte vermutlich „nachdenklich stimmen“ oder „bedenklich sind“), ja, sogar „völlig inakzeptabel“ seien und „judeophobes, verschwörungstheoretisches und antisemitisches Denken“ zum Ausdruck brächten. Seine ausgesprochen späte Kehrtwende begründete Watzal mit den dürren Worten: „Als Rezensent dieses Buches war ich überrascht, dass es auch israelische Antisemiten gibt, hatte aber als Deutscher Skrupel, einem Israeli Antisemitismus vorzuwerfen.“

Einmal abgesehen davon, dass der vermeintliche Israeli längst ein Schwede geworden und nach eigenen Angaben zum Christentum konvertiert war, empfand es der promovierte Politologe also offensichtlich nicht als Peinlichkeit, sein Urteil über Shamirs Ansichten weniger an wissenschaftlichen, also inhaltlichen Kriterien festgemacht zu haben als vielmehr vor allem an der Herkunft respektive Staatsangehörigkeit des Autors. Und Watzals treuherzige Behauptung, er habe „als Deutscher Skrupel“ gehabt, „einem Israeli Antisemitismus vorzuwerfen“, war nichts weiter als eine so klägliche wie durchschaubare Ausrede: Ihm war in seiner ersten Rezension im Freitag deutlich die Freude darüber anzumerken, für seinen eigenen kruden Standpunkt scheinbar einen jüdischen Kronzeugen der Extraklasse gefunden zu haben. Erst ein knappes Dreivierteljahr später wurde bei Watzal aus dem „Israelkritiker“ Shamir, der „die brutale Unterdrückung der Palästinenser mutig anprangert“, plötzlich der Antisemit Shamir. Diese erstaunliche Wendung war allerdings nicht Folge einer langsam gereiften Einsicht des Politikwissenschaftlers, sondern bloß ein taktischer Kniff: Die Blumen aus Galiläa waren in der Presse zwischenzeitlich dermaßen einhellig als Traktat eines fanatischen Judenhassers verrissen worden, dass selbst Watzal gar nicht mehr anders konnte, als vorübergehend den Rückzug anzutreten – zumal sogar einige seiner wichtigsten antiisraelischen Kronzeugen bereits auf Distanz zu Shamir gegangen waren. Watzal versuchte in seiner zweiten Besprechung zwar noch verzweifelt, den Antizionismus vor dem Antisemitismus zu retten, doch dieses Ansinnen war naturgemäß zum Scheitern verurteilt – schließlich hatte er selbst gerade einmal mehr eindrucksvoll demonstriert, dass das eine mit dem anderen identisch ist. Dumm gelaufen.

Und auch wenn es Watzal sonst stets darum zu tun ist, den Volksmund zu füttern: Er ist die personifizierte Widerlegung der landläufigen Ansicht, dass Schaden klug macht. Eher schon verfährt er seit ehedem wie die Katze, die das Mausen nun mal nicht lassen kann. Skrupel wie jene, die er gegenüber dem angeblichen Israeli Shamir „als Deutscher“ gehabt haben will, sind ihm dabei prinzipiell fremd: Israel ist für Watzal eine „wild gewordene Kolonialmacht“, die eine „ethnische Säuberung“ an den Palästinensern vollziehe – einem „Dritte-Welt-Volk, das um seine Selbstbestimmung und Freiheit kämpft“ – und dabei noch schlimmer vorgehe als Südafrika während der Apartheid. Vom palästinensischen Terror schreibt er grundsätzlich nur in Anführungszeichen, denn er zieht es vor, in ihm den Ausdruck eines „legitimen Widerstandsrechts“ zu sehen. Den Oslo-Prozess bezeichnet Watzal als „palästinensisches Versailles“ und die Camp-David-Verhandlungen 2000 als Versuch eines amerikanisch-israelischen „Diktatfriedens“. Vom neuesten Buch des antizionistischen Historikers Ilan Pappe („Die ethnische Säuberung Palästinas“) ist er genauso begeistert wie die rechtsradikale Deutsche Nationalzeitung – der Pappe darob auch gleich ein Interview gewährte –, während er Pappes Kontrahenten Benny Morris schlicht für einen Rassisten und Kolonialisten hält. Die Aufzählung ließe sich beliebig fortführen, denn an Material mangelt es wirklich nicht, um unumwunden feststellen zu können: Ludwig Watzal ist – auch wenn er juristisch schon mal das Gegenteil feststellen lassen will – ein Antisemit vor dem Herrn, der Natan Sharanskys 3-D-Test dementsprechend mit Sternchen besteht.

Deshalb hat er auch eine Menge Fans, bei Attac wie beim Linksruck, bei der Deutsch-Arabischen Gesellschaft wie bei der Westfälisch-Palästinensischen Seelsorge für gestrandete Hobbykünstler, bei der Antiimperialistischen Koordination wie bei der Eisernen Krone. Sie alle laden ihn gerne ein oder veröffentlichen mit Vergnügen Texte von ihm. Letzteres geschieht zwar nicht immer mit Watzals ausdrücklicher Zustimmung, aber darauf kommt es auch gar nicht an – schließlich ist es kein Zufall, dass die Judenhasser aller Fraktionen ihn so unwiderstehlich finden. Deshalb ist der manische Aufwand, den Watzal im Fall eines nicht von ihm autorisierten Abdrucks betreibt, nichts weiter als eine Spiegelfechterei, die über inhaltliche Kongruenzen nicht hinwegtäuschen kann. Dessen ungeachtet reagiert der 57-Jährige stets nach dem gleichen Schema, wenn ihm jemand auf die Schliche gekommen ist: Er fühlt sich von einem „verleumderischen Netzwerk“ verfolgt oder sieht sich als Opfer einer „Diffamierungskampagne von antideutschen und neokonservativen Extremisten“ und verschickt „Richtigstellungen“, in denen er umständlich nachzuweisen versucht, diese oder jene Veröffentlichung nicht genehmigt zu haben, und in denen er darüber hinaus die gegen ihn gerichteten Vorwürfe zu widerlegen glaubt, sie in Wirklichkeit jedoch mit jeder weiteren Zeile nur bekräftigt. Dabei tun seine Kritiker im Grunde genommen nichts anderes, als ihn zu zitieren und damit deutlich zu machen, dass er sich seine Anhänger redlich verdient hat. Misszuverstehen ist dieser Mann jedenfalls nicht und Opfer irgendwelcher Verleumdungen schon gleich gar nicht.

Letztlich heißt der Skandal dennoch nicht Ludwig Watzal, sondern Bundeszentrale für politische Bildung. Für die BpB ist Watzal nämlich immer noch als Redakteur tätig – und das spricht Bände. Zwar hat sie ihm vor drei Jahren untersagt, seine Publikationen zum Thema Nahost respektive Israel mit seiner Funktion bei der Bonner Behörde in Verbindung zu bringen. Doch wenn er als „Privatperson“ – also quasi als Freizeitantisemit – gegen den jüdischen Staat zu Felde zieht, nimmt sein dem Bundesinnenministerium unterstellter Arbeitgeber ausdrücklich keinen Anstoß. Mit anderen Worten: Watzal darf schreiben, was er will, er darf sich dabei nur nicht als Mitarbeiter der BpB zu erkennen geben. „Das ist eine interessante Konstruktion, sozusagen eine Neuauflage der Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde mit einem beamtenrechtlichen Hintergrund“, kommentierte Henryk M. Broder auf der Achse des Guten treffend. „In letzter Konsequenz könnte man sich fragen, ob Jack the Ripper nicht ein ganz normaler Metzger war, der in seiner freien Zeit einem Hobby nachging, das mit seiner beruflichen Tätigkeit nichts zu tun hatte.“ Dass die Einrichtung, die früher Bundeszentrale für Heimatdienst hieß, keinen Handlungsbedarf in der Causa Watzal sieht, ist andererseits nur konsequent. Denn mit Israel hat man es dort generell nicht so. Ganz öffentlich übrigens, nicht nur privat.

21.3.08

Mind the gap

Man muss Angela Merkels Rede vor der Knesset nicht unbedingt gelesen haben, um zu dem Schluss zu kommen, dass sie die wohl beste war, die jemals von einem führenden Mitglied des politischen Personals der Bundesrepublik Deutschland in Israel gehalten wurde. Denn bereits eine Reihe von Indikatoren zeigt genau das an: Wenn die Kommentatoren in den deutschen Medien nahezu unisono – und teilweise in scharfem Ton – bemängeln, die Kanzlerin sei ihren Gastgebern gegenüber nicht kritisch genug gewesen (und in den diversen einschlägigen Internetforen aus dem gleichen Grund Gift und Galle gespuckt wird), dann muss Merkel eine ganze Menge richtig gemacht haben. Sie dürfe „sich nicht von der Umarmung Israels erdrücken lassen“, schnarrte denn auch Thorsten Schmitz in der Süddeutschen Zeitung und moserte: „In ihrer Rede kamen die Palästinenser mit fast keinem Wort vor.“ Merkel müsse aber „ihre Unabhängigkeit bewahren und Israel ohne Phrasen und Verklausulierungen für dessen Besatzungs- und Siedlungspolitik kritisieren“. Das fand erwartungsgemäß auch die unvermeidliche Ulrike Putz auf Spiegel Online: „Ein bisschen mehr Biss, wie ihn Außenminister Frank-Walter Steinmeier unlängst an den Tag legte, als er den geplanten Ausbau jüdischer Siedlungen in Ost-Jerusalem kritisierte, hätte an dieser Stelle sicher nicht geschadet. Und dem Ansehen Deutschlands bei den arabischen Staaten gut getan.“ Genau darum nämlich, folgt man einer nassforschen Nahostkorrespondentin, muss es offenbar gehen, wenn die deutsche Kanzlerin dem jüdischen Staat zum sechzigsten Geburtstag gratuliert: Sie muss das Ansehen des Nachfolgestaates des Dritten Reichs bei jenen mehren, die den Staat der Shoa-Überlebenden lieber heute als morgen dem Erdboden gleich machen und damit zu Ende führen würden, was die Deutschen dereinst nicht ganz zu Ende gebracht haben.

Man muss Angela Merkels Rede vor der Knesset aber auch nicht unbedingt gelesen haben, um große Zweifel daran zu hegen, dass ihren warmen Worten auch Taten folgen werden. Denn die Reaktionen in Israel zeigen das bereits. Zwar erhielt Merkel viel Beifall für ihre Solidaritätsadresse, aber es waren auch sehr kritische Töne zu vernehmen. Angesichts der deutschen Appeasement-Politik gegenüber dem Iran und der exzellenten wirtschaftlichen Beziehungen der Bundesrepublik zu den Mullahs glaubt man im jüdischen Staat nämlich nicht so recht daran, dass die deutsche Regierung tatsächlich zu nachdrücklichen Maßnahmen gegen die atomare Bedrohung Israels durch die Teheraner Theokratie willens und entschlossen ist. Und so eindringlich die Kanzlerin vor der Gefahr warnte, die vom iranischen Nuklearprogramm ausgehe, so immer gleich wie nachweislich wirkungslos sind die Rezepte, die sie dagegen anzubieten hatte: Verhandlungen, Sanktionen, UN-Resolutionen. „Deutschlands Handeln gegenüber dem Iran kann mit Merkels Reden über die Unterstützung Israels und die Verpflichtung zu seiner Sicherheit nicht in Einklang gebracht werden“, kommentierte Caroline Glick in der Jerusalem Post deshalb bereits vor Merkels Knesset-Ansprache. Generell hätten sich die Europäer angesichts des arabisch-islamischen Drucks dafür entschieden, diesen zu beschwichtigen, befand Glick: „Das tun sie, indem sie Israel angreifen, die Palästinenser unterstützen und die Entwaffnung oder politische Niederlage der Hizbollah im Libanon verhindern.“

In der Haaretz bezeichnete Benjamin Weinthal – ebenfalls bereits vor Merkels Rede – die deutschen Beziehungen zum jüdischen Staat als „Tango“: einen Schritt vor, einen zurück. Zwar gebe es durchaus einen vielfältigen kulturellen, politischen und intellektuellen Austausch zwischen beiden Ländern; gleichzeitig blieben Sonntagsreden gegen den Antisemitismus in Deutschland jedoch Lippenbekenntnisse. Und so könne etwa ein Wissenschaftler wie der unter anderem für die Bundeszentrale für politische Bildung tätige Ludwig Watzal weiterhin auf Staatskosten seine Attacken gegen Israel reiten, ohne dass ihm jemand in die Parade fahre. Weinthal wies zudem auf die große Lücke hin, die es zwischen den offiziellen Bekundungen von Politikern zu Israel und den diesbezüglichen Ansichten von „Otto Normalverbraucher“ gebe. Wie Recht er damit hat, zeigen zwei neue Umfragen: Nach einer Erhebung von Emnid und den Sendeanstalten Sat.1/N24 sind 52 Prozent der Deutschen der Ansicht, 60 Jahre nach der Gründung Israels und 63 Jahre nach der Shoa keine besondere Verantwortung oder Verpflichtung gegenüber dem jüdischen Staat zu haben. Und in einer Befragung des Spiegel äußerten 91 Prozent der Befragten, sie wollten im israelisch-palästinensischen Konflikt „neutral“ bleiben. Dass dieses Votum für eine vermeintliche Äquidistanz vor allem eine Weigerung ist, sich auf die Seite Israels zu schlagen und Partei gegen dessen Feinde zu ergreifen, liegt auf der Hand.

Nur drei Prozent übrigens bezogen in der Umfrage eine dezidiert proisraelische Position. Insofern ist Angela Merkel vor der Knesset zumindest gerade nicht als das aufgetreten, was sie zu sein glaubt: als Volksvertreterin nämlich. Ein Glück.

17.3.08

Kleiner Leitfaden für „Israelkritiker“

Du hast es in der Zeitung gelesen oder in der Glotze gesehen: Die Bundeskanzlerin ist in Israel, weil Israel demnächst 60 Jahre alt wird. Sie hat sich dort mit Ehud Olmert und Shimon Peres getroffen, aber natürlich kein einziges Wort darüber verloren, wie ganz und gar unmenschlich Israel die Palästinenser behandelt. Stattdessen hat die blöde Kuh was von den „besonderen Beziehungen“ zwischen Deutschland und Israel erzählt und über die „immer währende geschichtliche Verantwortung“ geredet. Das regt dich maßlos auf, weil du das erstens nicht mehr hören kannst und zweitens findest, dass die Israelis sich viel zu viel ungestraft herausnehmen. Und das auch noch mit deutschen Steuergeldern! Jetzt musst du deinen Ärger dringend loswerden, aber dabei hast du ein Problem. Denn du fürchtest, von der Antisemitismuskeule getroffen zu werden, die deiner Ansicht nach überall geschwungen wird. Und ein Antisemit, das bist du nun wirklich nicht; schließlich willst du nur Israel ein bisschen kritisieren, um das du dir ganz viele Sorgen machst. Das wird man ja wohl noch dürfen, gerade unter Freunden! Aber hab keine Angst: Klar darfst du das. Du musst eigentlich nur ein paar Dinge beachten:
  • Mach als Erstes immer klar, dass du aus der deutschen Geschichte gelernt hast. Du bist nämlich eindeutig gegen Neonazis und findest Parolen wie „Wehret den Anfängen!“ total gut und wichtig. Du hast dir schon mal das Holocaust-Mahnmal in Berlin angeguckt und sämtliche Hitler-Dokus von Guido Knopp gesehen, auf deinem Fensterbrett steht eine Menorah, und am 9. November gehst du regelmäßig zu einer Gedenkveranstaltung und verdrückst ein paar Tränen wegen der toten Juden. So etwas darf nämlich nie wieder passieren! Nie wieder Krieg! Nie wieder Völkermord!
  • Weil du aus der deutschen Geschichte also gründlichst gelernt hast, meldest du dich immer dann zu Wort, wenn es irgendwo auf der Welt ungerecht zugeht. Das ist schließlich deine Pflicht, gerade als Deutscher. Da bist du ganz einer Meinung mit Alfred Grosser, und der muss es schließlich wissen, weil er 1933 mit seiner Familie vor den Nazis fliehen musste. Heute sagt er in der taz, einer deiner Lieblingszeitungen: „Ich denke, dass die Lehre aus der Ablehnung des Hitlerismus eine universelle ist. Überall, wo Menschenrechte eklatant verletzt werden, sollte man im Namen des Antinazismus protestieren. Das ist jedenfalls meine Schlussfolgerung aus der NS-Zeit.“ Und es ist auch deine!
  • Denn Auschwitz ist quasi überall, und besonders eklatant verletzt natürlich Israel seit Jahr und Tag die Menschenrechte. Ausgerechnet Israel! Dabei müssten es die Juden doch nun wirklich besser wissen, wegen Auschwitz und so. Aber nichts haben sie gelernt! Das findet auch Grosser: „Ich bin als kleiner Jude 1933 in Frankfurt gedemütigt worden. Ich kann nicht verstehen, dass Juden demütigen. Es geht auch um das Verständnis für das Leiden der anderen.“ Grosser sagt außerdem: „Es gab Kriegsverbrechen in Gaza – doch das anzusprechen, traut sich niemand, weil Schuldgefühle dominieren.“ Dafür bist du diesem mutigen Mann echt dankbar.
  • Wenn es nämlich Juden gibt, die das sagen, was auch du denkst – und es gibt eine ganze Menge! –, kannst du dich bequem auf sie als Kronzeugen berufen und so die Antisemitismuskeule souverän parieren. Schließlich können Juden ja gar nicht antisemitisch sein – sie sind doch Juden! Also hast du immer ein paar Zitate von ihnen auf Lager, nicht nur von Alfred Grosser, sondern auch von Uri Avnery, Felicia Langer, Moshe Zuckermann, Evelyn Hecht-Galinski oder Abi Melzer. Denn das sind antizionistische, also gute Juden. Und Antizionismus ist, wie jedes Kind weiß, was ganz anderes als Antisemitismus. Weil: Zionismus ist ja Rassismus, und du bist natürlich gegen jeden Rassismus. Gerade als Deutscher.
  • Aber denk daran: Wenn du dich nun auf solche Juden berufst, vergiss nie, laut darüber zu jammern, dass man als Deutscher Israel ja nicht kritisieren dürfe. Du musst nicht nachweisen, wer das verhindert oder verbietet, denn es fragt dich normalerweise sowieso niemand danach. Und wenn doch, dann schreib oder sag irgendwas mit „der Zentralrat“, das hört sich unverdächtiger an als „jüdische Weltverschwörung“, aber alle wissen, dass ungefähr das Gleiche gemeint ist. Mach außerdem einen auf progressiv, das kommt immer gut. Nimm dir am besten einfach taz-Leser „Klaus B.“ zum Vorbild: „Danke für Ihre Äußerungen, Herr Grosser. Leider kann man in Deutschland seine Meinung zu Israel nicht öffentlich äußern, da man gleich als Faschist gilt. Ich bin aber ‚links’ eingestellt und kritisiere daher das destruktive militaristische Verhalten Israels gegenüber seinen Nachbarn.“ Du siehst, wie einfach das ist: Nur drei Sätze, und schon ist man aus dem Schneider.
  • So gewappnet, kannst du jetzt sogar behaupten, dass Israel mit den Palästinensern das macht, was damals die Nazis mit den Juden gemacht haben, und dass es einen Vernichtungskrieg führt. Auf diese Weise schlägst du praktischerweise gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Du zeigst, dass du die Lehren der deutschen Vergangenheit kennst, du tust Alfred Grosser und Abi Melzer einen großen Gefallen, und du machst deutlich, dass du dir nicht einfach den Mund verbieten lässt, sondern im Gegenteil todesmutig die Wahrheit sagst. Außerdem befindest du dich in kuscheliger Gesellschaft, denn deine Behauptungen werden von einer satten Mehrheit deiner Landsleute geteilt. Diese Mehrheit wird natürlich von einer Minderheit unterdrückt, die die Macht hat und den Deutschen die Israelkritik verbietet. Aber die da oben machen ja sowieso, was sie wollen.
  • Ansonsten kannst du getrost so argumentieren, wie die ganzen Nahostkorrespondenten das auch tun: Die Palästinenser sind immer die Opfer, die Israelis immer die Täter. Alles, was die Palästinenser tun, ist deshalb nur eine irgendwo verständliche Reaktion auf die brutale Unterdrückung durch den Judenstaat, und alles, was die Israelis tun, ist nur ein neuerliches Zeichen ihrer Brutalität und sorgt außerdem dafür, dass sich die Gewaltspirale (ein ganz wichtiger Begriff!) weiter dreht. Lass dich nicht davon irritieren, dass die Medien Israel zu kritisieren scheinen – das täuscht, denn in Wirklichkeit ist alles noch viel schlimmer, aber das dürfen sie natürlich nicht schreiben, wg. deutscher Geschichte, zionistischer Lobby und so.
Jetzt bist du fit für die Israelkritik; niemand kann dir mehr etwas anhaben. Antisemitismus? Ach was! Und nun schnell ins Forum des Focus und darüber abgestimmt, ob Angela Merkel „Israel vor der Knesset kritisieren“ soll. Denn bisher finden erst 76 Prozent:* „Ja. Merkel muss die israelische Apartheidspolitik anprangern.“ Und das ist noch viel zu wenig, nicht wahr?

* Stand: 17. März 2008, 17.45 Uhr. Seit dem 18. März ist das Forum nur noch mit einem Login zu betreten.

15.3.08

Hamas und Holocaust

Es ist durchaus nicht so, dass die Hamas immer nur lügen würde. Gelegentlich spricht sie die Wahrheit sogar erfreulich offen aus:
„Die Feinde Allahs wissen nicht, dass das palästinensische Volk seine Methoden des Todes und der Todessuche entwickelt hat. Der Tod ist eine Industrie geworden, in der sich Frauen hervortun, so wie alle Menschen, die in diesem Land leben. Die Älteren tun sich dabei hervor, wie auch die Mujahedin und die Kinder. Das ist der Grund für die menschlichen Schutzschilde aus Frauen, Kindern, älteren Menschen und Mujahedin – sie wollten die zionistische Bombenmaschinerie herausfordern. Es ist, als ob sie zum zionistischen Feind sagten: ‚Wir lieben den Tod, so wie ihr das Leben liebt.’“
Diese Worte entstammen dem Mund von Fathi Hammad (Foto), einem Parlamentsmitglied der Hamas. Jener Partei also, mit der Israel Gespräche führen soll, wenn es nach diversen deutschen und europäischen Nahostexperten und -korrespondenten geht; schließlich ist der Terror der palästinensischen Gotteskrieger bloß „der Versuch, mit dem Spiel über die Bande einem Waffenstillstand mit den Israelis zu erreichen“, wie etwa die Spiegel-Schreiberin Ulrike Putz glaubt. Weshalb Ansprachen wie die von Hammad und „menschliche Schutzschilde“ auf den Dächern von Terroristenhäusern im Grunde genommen verkappte Friedensbotschaften sind, die der jüdische Staat bloß nicht verstehen will.

Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Putz zu jenen 51,2 Prozent der Deutschen gehört, die in einer Umfrage vor vier Jahren fanden: „Was der Staat Israel heute mit den Palästinensern macht, ist im Prinzip auch nichts anderes als das, was die Nazis im Dritten Reich mit den Juden gemacht haben.“ Darin wissen sie sich mit der Hamas und anderen Palästinenserorganisationen einig, die bekanntlich nicht genug davon bekommen können, den jüdischen Staat einer Wiederholung der Shoa zu zeihen: Unablässig sprechen sie vom „Gaza-Holocaust“, dem „israelischen Holocaust“ oder dem „zionistischen Holocaust“ und von den Palästinensern als den „Opfern des Holocaust“ oder gar den „Märtyrern des Holocaust“.

Bereits der exzessive Gebrauch dieses Terminus’ verweist darauf, dass es sich um eine vollständig wirklichkeitsfremde Projektion handelt, die letztlich die eigenen Absichten offen legt. Anders gesagt: Die Selbsteinopferung der Palästinenser geht mit dem Wunsch einher, das fortzusetzen, was die Deutschen nicht zu Ende gebracht haben. In Hammads Rede wird das überdeutlich, und der Islamische Djihad führte es sogar wörtlich aus, als er Israel mit einem „Holocaust für den Holocaust“ drohte. Es besteht kein Anlass, solche Ankündigungen nicht wörtlich zu nehmen, und wer darin lediglich „Verzweiflung“ oder Ähnliches erkennt, hat schlicht und ergreifend nicht mehr alle Latten am Zaun.

Dessen ungeachtet straft Israel ein ums andere Mal alle Lügen, die ihm unterstellen, es auf die Elimination der Palästinenser abgesehen zu haben. Das jüngste Beispiel dafür sind die drei palästinensischen Mädchen aus dem Gazastreifen, die in der Nähe von Tel Aviv von israelischen und palästinensischen Ärzten erfolgreich am Herz operiert wurden. Die Mediziner gehören übrigens einer Organisation namens Save A Child’s Heart („Rettet ein Kinderherz“) an, die seit 1996 insgesamt 900 Kinder aus dem Gazastreifen behandelt hat und über 1.000 aus dem Irak und anderen arabischen Staaten, die keinerlei Beziehungen zu Israel unterhalten. So viel zum Thema „israelischer Holocaust“.

Übersetzung: Lizas Welt – Hattip: Spirit of Entebbe

13.3.08

Dem Boykotteur ist nichts zu schwör

Es war nichts anderes zu erwarten: Weil Israel anlässlich seines 60. Geburtstages Ehrengast der diesjährigen Pariser Buchmesse Salon du livre ist, boykottieren zahlreiche arabische Länder – darunter der Libanon, Tunesien, Algerien, Marokko, der Jemen und Saudi-Arabien – sowie Dutzende von arabischen Buchverlagen die morgen beginnende Literaturschau in der französischen Metropole, wie sie es bereits für eine vergleichbare Veranstaltung im Mai in Turin angekündigt haben. Sie folgen damit dem Aufruf der Islamischen Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (ISESCO) und der Union palästinensischer Schriftsteller. Der Präsident der letztgenannten Vereinigung fand die Einladung von israelischen Schriftstellern nämlich „unwürdig“, denn Israel sei ein „rassistischer Henker-Staat“, der „mehr denn je die Menschenrechte mit Füßen tritt“. Daher gelte es, die „Anti-Normalisierungsfront“ zu stärken. Und der notorische Tariq Ramadan sekundierte in der französischen Tageszeitung Le Monde, die Messe könne nicht „den jüdischen Staat feiern und das Schicksal der Palästinenser ignorieren“. Business as usual also.

Zwar wurden vereinzelt arabische Stimmen laut, die den Boykottaufruf kritisierten, aber deren Motivation war durchweg hanebüchen. Der algerische Verleger
Mohamed Boilattabi etwa erklärte er die Buchmesse wegen ihres Ehrengastes zu einem „antikulturellen Ereignis“, würde jedoch ungeachtet dessen gerne nach Paris fahren – um seine Autoren vom „aktiven palästinensischen Widerstand“ erzählen zu lassen. Auch Alaa al-Aswani, Autor des mittlerweile sogar verfilmten Bestsellers Das Haus Yacoubian, hält es für einen „sehr schweren Fehler“, ein Land zum Ehrengast zu machen, das der „Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig“ sei. Dennoch will er in Frankreichs Hauptstadt reisen und dort „Fotos von libanesischen und palästinensischen Kindern verteilen, die Opfer der israelischen Politik geworden sind“. Die in Paris lebende libanesische Romanautorin Hoda Barakat wiederum tat kund, israelische Autoren zwar zu „bewundern“, doch den Boykott als „symbolische Aktion“ zu unterstützen.

Die offiziellen Reaktionen in Frankreich auf den Rückzug der arabischen Teilnehmer fielen bislang eher reserviert aus: Kulturministerin Christine Albanel und Außenminister Bernard Kouchner bedauerten die Absagen und die „Politisierung“ der Veranstaltung „außerordentlich“; Christine de Mazières und Serge Eyrolles, die für die Organisation der Messe verantwortlich sind, erklärten unisono: „Wir haben nicht Israel eingeladen, sondern die israelische Literatur.“ Den Boykott offen einen antisemitischen Affront zu nennen, kam ihnen allen nicht in den Sinn, obwohl die Beweggründe für ihn offensichtlich sind. Schließlich genügt Judenhassern zum einen bereits das Etikett „israelisch“, um Sturm gegen die Präsenz von Bürgern des jüdischen Staates zu laufen; zum anderen verbirgt sich hinter dem Protest gegen die angeblichen Menschenrechtsverletzungen Israels und der Parteinahme für den „Widerstand“ genannten palästinensischen Terror ein kaum verhohlener Vernichtungswunsch.

Dabei nehmen es die arabischen Literaten und Verlage sogar bewusst in Kauf, sich ins eigene Fleisch zu schneiden. Denn der Pariser Buchsalon mit seinen rund 200.000 Besuchern ist für sie eigentlich eine wichtige Bühne, zumal in Frankreich zahlreiche Bücher aus dem Maghreb und anderen französischsprachigen Ländern Afrikas veröffentlicht werden. Doch dem Antisemitismus ist solch ökonomisch-rationales Denken grundsätzlich fremd; schließlich ist seine Rendite der Judenmord. Das ist einerseits zwar fraglos skandalös, doch es hat andererseits auch einen nicht unerheblichen Vorteil: Dem Salon du livre bleibt so manche Zumutung erspart.

Hattips: barbarashm, Mona Rieboldt, Olaf K.

10.3.08

Merkaz Harav

Es war ein Akt vollendeter Barbarei, über die Tat hinaus: Am vergangenen Donnerstag ermordete Ala’a Hashem Abu Adhim* – ein zwanzig Jahre alter Berufsfahrer, der im Ostjerusalemer Stadtteil Jabel Mukaber lebte und eine israelische ID-Card besaß – mit einer Kalaschnikow acht Studenten der Yeshiva Merkaz Harav, einer jüdischen Religionsschule in der israelischen Hauptstadt. Zehn weitere verletzte er, vier davon schwer. Mehrere palästinensische Terrororganisationen, darunter die Hamas und der Islamische Djihad, begrüßten das Massaker ausdrücklich; im Gazastreifen feuerten Bewohner Freudenschüsse ab und verteilten Süßigkeiten. Die Familie des Mörders errichtete ein so genanntes Trauerzelt für Abu Adhim und drapierte es mit Fahnen der Hamas und der Hizbollah, die auf Geheiß der israelischen Behörden inzwischen entfernt wurden.

Dass bei dem Mordanschlag nicht noch mehr Menschen getötet wurden, ist vor allem dem entschlossenen Handeln von David Shapira zu verdanken: Der 29-jährige Einsatzoffizier eines Fallschirmjäger-Bataillons hörte die Schüsse in der unweit seiner Wohnung gelegenen Yeshiva, nahm seine Waffe und lief zu der Schule. Polizeibeamte wollten ihn dort vom Betreten des Gebäudes abhalten, doch Shapira schob sie zur Seite und machte den Attentäter mit mehreren Schüssen unschädlich. Das anschließende Lob für sein couragiertes Einschreiten – das ihm unter anderem durch den Generalstabschef der israelischen Armee, Gabi Ashkenazi, und durch den Jerusalemer Bürgermeister Uri Lupolianski zuteil wurde – wehrte Shapira ab: „Ich bin kein Held. Ich habe gehandelt, wie es von mir als Soldat der IDF verlangt wird.“

Für die israelische Tageszeitung Haaretz sprachen Nadav Shragai, Yair Ettinger und Anshel Pfeffer mit Angehörigen und Freunden der acht Ermordeten über die Opfer, die zwischen 15 und 26 Jahre alt waren. Im Folgenden sollen ins Deutsche übersetzte Auszüge der auf diese Weise entstandenen Kurzporträts dokumentiert werden.**

Doron Meherete (26), Ashdod
Doron kam 1991 im Zuge der Operation Solomon aus Äthiopien nach Israel und studierte seit neun Jahren an der Yeshiva. Dort war er bekannt für seinen scharfen Verstand und seine Liebenswürdigkeit. Er forderte andere intellektuell heraus und war jederzeit hilfsbereit. Darüber hinaus war er in einem Projekt aktiv, das Kinder äthiopischer Immigranten nach Schulschluss betreut. Vor drei Jahren kam Doron zur Armee [...] und kämpfte als Reservist im Zweiten Libanonkrieg. Er wollte Rabbi werden und hatte bereits einen Teil seines Examens absolviert. Hunderte kamen am Freitag zu seinem Begräbnis in Ashdod. Doron hinterlässt seine Eltern und sechs Geschwister.

Avraham David Moses (16), Efrat
Avraham hinterlässt fünf Brüder im Alter zwischen zwei und elf Jahren. Seine Eltern ließen sich scheiden, heirateten andere Partner und leben unweit voneinander in Efrat. Avrahams Vater erinnerte sich beim Begräbnis daran, wie ihn sein Sohn am Samstag zuvor besucht hatte. [...] „Du warst kein Kämpfer, sondern ein liebender Mensch – du liebtest die Torah und das Studium der Torah. Und dein Leben endete während dieses Torahstudiums.“ [...] Als Avrahams Eltern von dem Attentat hörten, versuchten sie, ihren Sohn zu erreichen, doch Avraham hatte kein Handy. Sie riefen sämtliche Krankenhäuser in Jerusalem an. Als keines davon ihn als Patienten führte, wurde ihnen klar, dass sie ihren Sohn verloren haben.

Neria Cohen (15), Jerusalem
Neria, der am Freitag auf dem Ölberg-Friedhof seine letzte Ruhe fand, wuchs im Muslimischen Viertel der Altstadt Jerusalems auf. Er war eines von zwölf Kindern der Eltern Ayala und Yitzhak. Nerias Vater ist Rabbi an der Yeshiva Esh HaTorah in Jerusalem. [...] Viele in Nerias Familie nehmen an Programmen teil, die religiöse Studien mit Vor-Ort-Einsätzen und Bildungsmaßnahmen in ärmeren Städten und Ortschaften verbinden. [...] „Nerias herausragende Eigenschaft war seine grenzenlose Freude. Jeder war gerne in seiner Nähe“, sagte Eliezer Avni, ein beratender Lehrer an der Yeshiva Merkaz Harav, wo Neria studierte. [...]

Segev Pniel Avichail (15), Neveh Daniel
Segev, der am Freitag auf dem Friedhof Har Hamenuhot begraben wurde, war der Enkel zweier bekannter Rabbis, nämlich von Rabbi Eliahu Avichail – der sich während seines Studiums mit den zehn verlorenen Stämmen Israels und ihrem Verschwinden beschäftigte – und von Rabbi Yehoshua Zuckerman, Gründer der El Ami-Bewegung und Lehrer an der Yeshiva Har Hamor. Segevs Vater, Rabbi Elishav Avichail, ist der Rabbi von Adora; seine Mutter Moriah war Leiterin einer Kunstschule für Mädchen. Vor einigen Jahren überstanden Segev und sein Vater unverletzt einen bewaffneten Angriff. Segev war das älteste von vier Kindern. Ein Onkel beschrieb ihn als „ernsten Studenten; er war eine reine Seele mit einem guten Herz“.

Yohai Livshitz (18), Jerusalem
Yohai war das zweite von sechs Kindern. Sein Vater Tuvia ist Supervisor an der Kotel-Yeshiva in Jerusalem, seine Mutter Zofiya Lehrerin. Die Familie lebt im Jüdischen Viertel der Jerusalemer Altstadt. [...] Zvi Yehuda Herling, einer der Ausbilder an der Kotel-Yeshiva, wusste über Yohai: „Er hatte den Wunsch, seine eigene Wahrheit zu suchen.“ [...] Beim Begräbnis sagte Yohais Vater: „Danke für alles, was du in 18 Jahren getan und gegeben hast.“ Und Yohais Vetter Jonathan Kelerman beschrieb ihn mit den Worten: „Er war eine gute Seele mit einer außergewöhnlichen Fähigkeit, die Torah zu studieren. Diesem Studium ging er in der Bibliothek nach, bis zu seinem Tod.“

Yehonadav Haim Hirshfeld (19), Kochav Hashachar
Yehonadav war das fünfte von 13 Kindern einer der ältesten Familien in Kochav Hashachar. [...] Sein Vater Zemah arbeitet als Mohel, seine Mutter Elisheva ist Hausfrau. Haya Meir, ein Nachbar, beschreibt Yehonadav als „talentierten jungen Mann mit einem breiten Horizont; er war intelligent und ein anerkannter Guide in der Ariel-Jugendbewegung“. Als die Eltern von dem Terroranschlag hörten, versuchten sie, ihren Sohn zu kontaktieren. Aber er besaß kein Handy, und auch unter der Rufnummer der Yeshiva für Notfälle war nichts zu erfahren. Daher suchten Verwandte der Hirshfelds nach Yehonadav. Von seinem Tod erfuhr die Familie schließlich nach Mitternacht durch einen Rabbi.

Yonatan Yitzchak Eldar (16), Shiloh
[...] „Normalerweise hält man jemanden, der schon in jungen Jahren so stark ins Torahstudium vertieft ist, für einen Spießer, aber Yonatan war überhaupt keiner“, sagte Rabbi Uri Bayar, Erzieher in Shiloh und ein Freund der Familie Eldar. „Er war voller Lebensfreude und hatte viele Interessen.“ Nach dem Begräbnis in Shiloh trafen sich Yonatans Freunde und sprachen über ihn und seine Vorliebe für das Wandern, und sie erinnerten sich daran, dass er durch ein Buch lernte, wie man sich dabei orientiert. Yonatan hatte sechs Brüder und eine Schwester. Sein Vater Dror arbeitet in der High-Tech-Branche, seine Mutter Avital ist Lehrerin.

Roee Roth (18), Elkana
Seine Freunde beschreiben Roee als sehr gläubigen Menschen. [...] „Er betete lange und laut, und jeder in der Beth midrash konnte sein ‚Amen’ hören“, sagte Menashe Zimmerman, ein Freund und Mitstudent. „Er kam nach seinen Gebeten immer spät zum Essen.“ [...] Roee entdeckte seine Religiosität während seiner Zeit in der High School. In der elften Klasse hörte er sogar mit der Kampfsportart Jujitsu auf, in der er Inhaber des Braunen Gürtels war, weil er mehr Zeit fürs Studieren haben wollte. Roee war der Sohn von Orly und Yaakov Roth und hatte vier Geschwister.

* Zunächst war in verschiedenen Medienberichten von zwei Attentätern die Rede, doch das erwies sich als Falschmeldung.
** Übersetzung: Lizas Welt – Bildquelle: All4Israel

Hattip: Spirit of Entebbe
Oberes Foto: Trauernde umringen die Särge der acht Ermordeten vor der Yeshiva Merkaz Harav in Jerusalem.

6.3.08

Austrias Anschlussbilanz

In wenigen Tagen jährt sich die von den Nationalsozialisten „Anschluss“ genannte De-facto-Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich zum siebzigsten Mal. Am 12. März 1938 hatte Adolf Hitler Wehrmachtssoldaten und Polizisten in das Alpenland einmarschieren lassen, die dort vielfach mit Begeisterung empfangen wurden. Einen Tag später beschloss die austrofaschistische Regierung unter Arthur Seyß-Inquart das „Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“, und am 15. März verkündete Hitler auf dem Wiener Heldenplatz unter dem Jubel Zehntausender „den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich“. Dennoch hält sich in Österreich noch immer hartnäckig die Legende, das „erste Opfer des Nationalsozialismus“ gewesen zu sein. Diese Mär gehörte zu den Gründungsmythen der Zweiten Republik; es hat Jahrzehnte gedauert, bis sie überhaupt in nennenswertem Ausmaß in Frage gestellt wurde und es ganz langsam in Teile des öffentlichen Bewusstseins vordrang, wie groß der Umfang war, in dem sich Österreicher an den Verbrechen des Nationalsozialismus beteiligten.

Doch ähnlich wie in Deutschland glaubt man auch im Nachbarstaat, die viel beschworenen „Lehren aus der Vergangenheit“ inzwischen gezogen und die Geschichte hinreichend „aufgearbeitet“ zu haben. „Aber man muss fragen: Welche Lehren sind das?“, schrieb Simone Dinah Hartmann, Sprecherin des überparteilichen Bündnisses Stop the Bomb, Mitte Februar in einem Beitrag für die israelische Tageszeitung Jerusalem Post. Und sie befand: „Ganz sicher gehört die wichtigste nicht dazu, nämlich die Verteidigung des Existenzrechts Israels.“ Aktueller Hintergrund dieser Einschätzung ist vor allem der geplante Vertrag zwischen der österreichischen OMV – einem der führenden Erdöl- und Erdgasunternehmen Mitteleuropas, das zu knapp einem Drittel dem österreichischen Staat gehört – und dem iranischen Mullah-Regime. „Experten sind davon überzeugt“, so Hartmann weiter, „dass diese Summe dazu verwendet werden wird, das iranische Atomprogramm zu finanzieren und die aktuellen internationalen Sanktionen gegen den Iran zu unterlaufen“. Das würde insbesondere die existenzielle Gefahr für Israel weiter steigern.

Stop the Bomb organisiert seit Dezember letzten Jahres den Protest gegen das iranische Atomprogramm und insbesondere gegen den vorgesehenen Deal zwischen der OMV und der Teheraner Theokratie. Die Petition der Initiative wird mittlerweile von mehr als 3.400 Menschen unterstützt; zu den Erstunterzeichnern gehörten unter anderem Beate Klarsfeld, Leon de Winter und Elfriede Jelinek. Der Appell stieß auf breite Resonanz, auch in der internationalen Presse, und die Zahl der Kritiker des angestrebten, 22 Milliarden Euro schweren Abkommens stieg seitdem allmählich. Das sei auch dringend notwendig, urteilte Hartmann: „Der geplante OMV-Deal mit dem Iran würde Österreich und Europa zu langfristigen strategischen Partnern des iranischen Regimes machen.“ Und das sei unerträglich: „Der jüdische Staat wurde gegründet, nachdem Österreicher und Deutsche sechs Millionen Juden in Gaskammern umgebracht hatten“, sagte die Stop the Bomb-Sprecherin der Tageszeitung Die Welt. „Und nun helfen die Mörder und deren Kinder nicht den Opfern und ihren Nachkommen, sondern den Mördern von heute und morgen.“ Lizas Welt dokumentiert im Folgenden den ins Deutsche übersetzten und von der Autorin leicht überarbeiteten Aufsatz aus der Jerusalem Post, der die Dimensionen des OMV-Geschäfts verdeutlicht, das Geschäftsgebaren dieses Unternehmens unter die Lupe nimmt, die österreichisch-iranischen Handelsbeziehungen analysiert und die Reaktionen der österreichischen Politik resümiert.


Simone Dinah Hartmann

Österreich: Irans Tor zu Europa


Als Hitler im März 1938 in Österreich einmarschierte, waren es außergewöhnlich viele ÖsterreicherInnen, die ihn willkommen hießen und den „Anschluss“ an Deutschland begrüßten. Eine überproportional große Zahl von ÖsterreicherInnen diente der Todesmaschinerie der Nazis, um die „Endlösung“ der „Judenfrage“ ins Werk zu setzen. Trotz dieser Tatsachen stellte sich Österreich über 50 Jahre lang als erstes Opfer des Nationalsozialismus dar. Es bedurfte schon einer neuen Generation von HistorikerInnen und PolitikwissenschaftlerInnen, um 30 Jahre nach dem Prozess gegen Eichmann endlich zu der Einsicht zu gelangen, dass ÖsterreicherInnen in den Massenmord involviert waren. Während des letzten Jahrzehnts arbeitete Österreich daran, sich als Land zu präsentieren, das sich mit seiner Vergangenheit beschäftigt und die geeigneten historischen Lehren aus ihr gezogen hat. Aber man muss fragen: Welche Lehren sind das? Ganz sicher gehört die wichtigste nicht dazu, nämlich die Verteidigung des Existenzrechts Israels.

Im April 2007 unterzeichnete der österreichische Erdölkonzern OMV, der teilweise dem österreichischen Staat gehört, einen Vorvertrag mit dem Iran über ein gemeinsames Erdgasprojekt. Das Gesamtvolumen dieses geplanten Geschäfts soll 22 Milliarden Euro bei einer Laufzeit von 25 Jahren betragen. Experten sind davon überzeugt, dass diese Summe dazu verwendet werden wird, das iranische Atomprogramm zu finanzieren und die aktuellen internationalen Sanktionen gegen den Iran zu unterlaufen. Die OMV ist dabei nicht irgendein Unternehmen – sie ist die größte Mineralölgesellschaft in Mitteleuropa. Der österreichische Staat hält 31,5 Prozent der Anteile an ihr. Wolfgang Ruttensdorfer, der Generaldirektor der OMV, gehörte mehrere Jahre lang der österreichischen Regierung an – für die SPÖ, die schon immer über enge Verbindungen zur OMV verfügte.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die OMV auf problematisches Terrain begibt. Denn sie war es auch, die 1968 das erste Gasabkommen mit der Sowjetunion schloss. Die Gasimporte begannen unmittelbar nach der Niederschlagung des Prager Frühlings durch Panzer des Warschauer Pakts. 1980 unterzeichnete die OMV eine Vereinbarung mit Libyen als Teil eines internationalen Konsortiums und Ende der 1990er Jahre einen Kontrakt mit dem durch den Bürgerkrieg zerrütteten Sudan. Der damalige Pressesprecher des Unternehmens argumentierte seinerzeit, die OMV müsse trotz der Risiken im Sudan dort tätig werden, wo das Öl am billigsten sei und wo man keine amerikanische Konkurrenz zu befürchten habe. Im Jahre 2003 war die OMV schließlich der einzig verbliebene internationale Konzern im Sudan – die übrigen Mineralölgesellschaften hatten sich zurückgezogen, als sich die Krise zuspitzte und zehntausende Menschen von arabischen Milizen, die von der sudanesischen Regierung finanziert wurden, ermordet worden waren. Ende 2003 verkaufte die OMV ihre Anteile an asiatische Unternehmen.

Das Geschäft der OMV mit dem Iran ist die logische Fortsetzung der Verstrickung dieses Konzerns mit diktatorischen Regimes, die ihre eigene Bevölkerung unterdrücken und ermorden. Dennoch gibt es in Bezug auf den Iran Unterschiede: Die wiederholten Drohungen der Mullahs, Israel zu vernichten, und die Unvergleichlichkeit des Regimes hebt den Deal in den Rang einer existenziellen Frage – nicht nur für das jüdische Volk, sondern für die ganze Welt, die von der gewaltsamen Expansion der islamischen Herrschaft bedroht ist. Dennoch wird das Abkommen von allen im österreichischen Parlament vertretenen Parteien unterstützt. Sozialdemokraten, Konservative, Grüne und die extreme Rechte haben die Reihen fest geschlossen und verweigern sich Forderungen, die Verhandlungen mit dem Iran einzustellen. Ironischerweise machte der sozialdemokratische österreichische Kanzler Alfred Gusenbauer unlängst überdeutlich, dass die Menschenrechte hinter wirtschaftlichen Interessen zurückstehen müssten. Seine Regierung will sich deshalb nicht einmischen, trotz der fortgesetzten Repression, die vom iranischen Terrorregime ausgeht.

Die jüngste Kritik der deutschen Kanzlerin Angela Merkel – die sagte, Österreich sei dabei, mit dem Abschluss eines solchen Vertrags einen gefährlichen Präzedenzfall zu schaffen – wurde mit dem Verweis auf den privatwirtschaftlichen Charakter der OMV gekontert, obwohl der österreichische Staat der größte Anteilseigner des Unternehmens ist. Am 3. Februar jedoch unterschrieb mit Albert Steinhauser, dem Justizsprecher der Grünen, der erste Parlamentsabgeordnete die Online-Petition gegen den Deal zwischen der OMV und dem Iran. Es besteht die Hoffnung, dass er mit seiner Courage ein Vorbild für weitere Parlamentsmitglieder ist und dass diese endlich begreifen, dass es höchste Zeit zum Handeln ist.

Während des jüngsten Besuchs einer Delegation iranischer Parlamentarier im Dezember 2007 sprach Helmut Kukacka, konservativer Abgeordneter und Kopf der österreichisch-iranischen Parlamentariergruppe, über die guten bilateralen Beziehungen, die auch nach der Islamischen Revolution fortdauerten. „Österreich ist sehr daran interessiert, die Freundschaft zwischen den beiden Ländern zu stärken“, sagte er. Ein anderer Konservativer – Michael Spindelegger, der Vizepräsident des Nationalrats – lobte die iranische Delegation dafür, den Dialog fortgesetzt und vertieft zu haben. Es war jedoch vor allem bemerkenswert, was in der Diskussion nicht zur Sprache kam: der iranische Wunsch nämlich, Israel zu vernichten. So warf die Debatte ein Schlaglicht auf das österreichische Bewusstsein, das sich durch eine lange Geschichte des Vergessens und Verdrängens auszeichnet – bis zu dem Punkt, an dem Österreich sich weigert, etwas zu unternehmen, um einen weiteren Judenmord zu verhindern.

Österreich hat das iranische Mullah-Regime schon immer behandelt wie ein rohes Ei. 1989 wurde der Vorsitzende der Demokratischen Partei Kurdistan-Iran, Abdel Rahman Ghassemlou, in Wien vom iranischen Regime ermordet. Kein einziger Verdächtiger – darunter Berichten zufolge Mahmud Ahmadinedjad, wurde jemals vor Gericht für dieses Verbrechen zur Verantwortung gezogen. Stattdessen setzten iranische Diplomaten die österreichische Regierung unter Druck und forderten die Ermittlungen einzustellen, die sich auf das iranische Kommando konzentrierten, das am Ort des Mordes angetroffen worden war. Unmittelbar nachdem dieses Kommando Österreich verlassen hatte, wurden Haftbefehle erlassen, die jedoch ohne Konsequenz blieben.

Österreich hat stets versucht, seine Beziehungen in jedem Sektor der iranischen Wirtschaft zu verbessern. Mitten im irakisch-iranischen Krieg beispielsweise schickte die VOEST, ein staatliches Stahlunternehmen, 200 Kanonen via Libyen in den Iran. Und in den letzten Jahren verkaufte der österreichische Waffenkonzern Steyr-Mannlicher Präzisionsgewehre an den Iran. Nach Angaben des American Enterprise Institute macht der militärisch-industrielle Komplex elf Prozent des österreichisch-iranischen Handelsvolumens aus. Seit 2002 haben sich die österreichischen Exporte in den Iran verdoppelt, aber sie gehen immer noch nur in die Millionen, nicht in die Milliarden. Der geplante OMV-Deal mit dem Iran würde das ändern und Österreich sowie Europa zu langfristigen strategischen Partnern des iranischen Regimes machen. „Österreich ist für uns das Tor zur Europäischen Union“, so Ali Naghi Khamoushi, der Präsident der iranischen Handelskammer, im November 2006.

Im März 2008 wird Österreich offiziell das 70-jährige Jubiläum des „Anschlusses“ betrauern. Zwei Monate später wird es an den 60-Jahres-Feierlichkeiten des Staates Israel teilnehmen. Diese Ereignisse sollten Anlass zu einer moralischen Gewissensprüfung sein. Österreich muss seine moralische Rhetorik in konkretes Handeln umsetzen, wenn es unter Beweis stellen will, dass es seine Lektion gelernt hat. Diese Worte würden mit Inhalt gefüllt, und es würde zudem ein deutliches Zeichen gesetzt, wenn durch eine Aufkündigung des geplanten größten Ölabkommens aller Zeiten zwischen einem europäischen Unternehmen und den Mullahs zumindest der Versuch unternommen wird, die atomaren Ambitionen des Irans zu stoppen.

Übersetzung und Bildmontage: Lizas Welt

4.3.08

Die Libido der „Israelkritiker“

Es war so sicher wie das Allahu akbar in der Moschee, welche Reaktionen es in diesen Breitengraden geben würde, sollte Israel den immer stärkeren Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen nicht mehr einfach hinnehmen wie bisher, sondern sich nachdrücklich zur Wehr setzen. É voilà: Die Vereinten Nationen finden die jüngsten israelischen Maßnahmen gegen die Terrorbanden Hamas und Islamischer Djihad „unverhältnismäßig“ und „überzogen“, die Europäische Union äußert sich fast gleich lautend, und auch die deutsche Presse ergeht sich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in den gewohnten Anklagen gegen den jüdischen Staat und seine Armee, die ein viehisches Gemetzel gegen unschuldige Palästinenser ins Werk gesetzt hätten. Der Grund für den Militäreinsatz Israels wird in der Regel bestenfalls am Rande erwähnt; demgegenüber stehen leidende Bewohner des Gazastreifens im Mittelpunkt, die nicht einmal mehr „die Kraft haben, sich zu empören“, weil sie „erschöpft von zu viel Trauer sind“, wie die Spiegel-Korrespondentin Ulrike Putz glaubt, die auch die Konsequenzen daraus vermeldet: „Ein Volk verschwindet im Untergrund“. Nur ein paar „Kämpfer“ – und nicht etwa Terroristen – des Islamischen Djihad halten nach Angaben der Reporterin umringt von spielenden Kindern die Stellung, als „menschliche Schutzschilde“ nämlich auf dem Dach eines Hauses, dessen Zerstörung die israelische Armee angekündigt habe.

Was eine deutsche Nahostkorrespondentin da mit kaum verhohlener Bewunderung schildert, markiert einen zentralen Punkt im Krieg zwischen den vom Iran unterstützten palästinensischen Terrororganisationen und Israel: Die Erstgenannten versuchen gezielt, sich die moralischen Schranken des jüdischen Staates zunutze zu machen. Sie besetzen das Dach des Hauses eines Terroristen, weil sie darauf zählen, dass es dann nicht bombardiert wird. Sie verschanzen sich in Wohngebieten und feuern von dort aus ihre Raketen ab, weil sie sicher sind, dass Israel nicht in diese zivilen Areale zurückschießt. Auf diese Weise entsteht eine Win-Win-Situation für sie: Greift die israelische Armee tatsächlich nicht ein, feiert die Hamas das als Sieg und verhöhnt ihren Feind auch noch als Schwächling. Geht die IDF jedoch militärisch gegen die Gotteskrieger vor, wird zunächst mit markigen Worten und in völliger Verdrehung der Tatsachen die angebliche Vernichtungsstrategie „der Zionisten“ beklagt, bevor man sich die unübersehbare Niederlage in einen Sieg zurechtlügt und die eigenen Eliminationsabsichten unmissverständlich bekräftigt. Dabei weiß die Hamas stets die Mehrheit der Westmedien auf ihrer Seite, denn natürlich stürzt die sich sofort auf die toten und verletzten Palästinenser und präsentiert die Bilder, die die Anklage gegen Israel untermalen sollen.

Ulrike Putz hat nun sogar den ultimativen Kniff gefunden, die Kassam- und Grad-Attacken gegen Israel nicht mehr verniedlichen zu müssen, sondern sie offensiv als nachgerade pazifistische Botschaft präsentieren zu können: „Wie die Hamas Israel zum Frieden bomben will“, lautet allen Ernstes die Überschrift eines gestern erschienenen Beitrags von ihr. Anschließend heißt es, ebenfalls gänzlich ironiefrei: „Die Hamas verstärkt ihren Raketenterror – und provoziert Vergeltungsschläge der Israelis. So will sie die Regierung Olmert zur Entscheidung zwingen: verhandeln oder Krieg führen? Jetzt signalisiert die Hamas Gesprächsbereitschaft.“ Und die Journalistin ergänzt: „Es war wohl ein Befreiungsschlag, ein Akt der Verzweiflung. [...] Der Angriff auf Ashkelon ist der Versuch, mit dem Spiel über die Bande einem Waffenstillstand mit den Israelis zu erreichen. [...] Die Hamas hat gezeigt, dass sie das Leben in einer israelischen Großstadt lahm legen kann, wenn sie nur will. Nun ist der Ball im Feld der Israelis.“ Man darf gespannt sein, wann Putz der Terrorcrew den heißen Tipp gibt, mit möglichst flächendeckenden und verlustreichen Selbstmordattentaten ihre Gesprächs- und Verhandlungsbereitschaft, ach was: ihren unbedingten Friedenswillen noch deutlicher zum Ausdruck zu bringen. Als finalen Befreiungsschlag, sozusagen. Es ist ja schließlich alles nur zum Besten des jüdischen Staates, den man bei allzu viel Herzweh halt auch mal mit unkonventionellen Mitteln dazu bringen muss, den Ball zurückzuspielen.

Derlei Demagogie – die selbst gestandenen Antiimperialisten Respekt abnötigen dürfte – ist nicht nur absurd, sie ist auch stramm antisemitisch. Der frühere stellvertretende israelische Premierminister Natan Sharansky hat vor vier Jahren in einem viel beachteten Aufsatz ausgeführt, wann die nicht nur hierzulande so überaus beliebte „Israelkritik“ nichts anderes ist als Judenhass. Dabei schlug er einen „3-D-Test“ vor, der jedoch nicht gänzlich neu sei, sondern im Grunde genommen „nur dieselben Kriterien auf den neuen Antisemitismus anwendet, die auch seit Jahrhunderten die verschiedenen Dimensionen des klassischen Antisemitismus identifiziert haben“. Diese „3 Ds“ sind: die Dämonisierung und Delegitimierung Israels sowie die Anwendung von Doppelstandards, das heißt: das Messen der Politik Israels mit anderen Maßstäben als denen, die an das Handeln anderer Staaten angelegt werden. Weshalb vor allem Ulrike Putz in diesem Test punktet, als gäbe es kein Morgen, und was die Libido der „Israelkritiker“ prägt, weiß Christian J. Heinrich in seinem Gastbeitrag für Lizas Welt.


Christian J. Heinrich

Moralische Demagogie


Seit sieben Jahren befindet sich Sderot unter Feuer; allein im Januar und Februar 2008 gingen 500 Raketen auf die israelische Grenzstadt nieder. 20.000 Menschen haben hier einmal gelebt; inzwischen hat ein Drittel von ihnen die Stadt verlassen und im israelischen Inland Sicherheit gesucht. Am letzten Februartag wurden gleich 50 Raketen auf Sderot abgefeuert; ein Einwohner wurde dabei getötet. Gleichzeitig wurde die israelische Großstadt Ashkelon von Palästinensern massiv unter Raketenbeschuss genommen. Ashkelon aber liegt nicht wie Sderot unmittelbar an der Grenze zu Gaza, sondern 17 Kilometer landeinwärts. Und es waren auch keine selbst montierten Kassam-Geschosse mehr, die dort einschlugen, sondern im Iran produzierte Grad-Raketen. Seit dieser von den Gaza-Terroristen betriebenen quantitativen wie qualitativen Eskalation sind die Israelis nicht mehr bereit, die Bombardierung ihres Landes mit immer mehr und immer präziseren Raketen hinzunehmen.

Doch erst als sich die Regierung in Jerusalem – nach Monaten ostentativer Zurückhaltung – zum überfälligen Schlag gegen die Hamas und ihre Infrastruktur entschloss, erst als der jüdische Staat zum Schutz seiner Bürger die sich absichtsvoll inmitten ziviler Wohngegenden verbergenden Terroristen ins Visier nahm, erst also, als es für die Terrorbanden (und damit auch für die als ihre menschlichen Schutzschilde fungierenden palästinensischen Zivilisten) gefährlich zu werden drohte, reagierte der UN-Sicherheitsrat mit einer Dringlichkeitssitzung. Äquidistanz simulierend, bedauerte man dort den „Verlust ziviler Menschenleben“ und forderte, „dass alle Parteien jegliche Akte der Gewalt sofort beenden müssen“. Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichnet Israels Militäraktion als „unverhältnismäßig überzogene Gewaltanwendung“. Nur das stille Erdulden des palästinensischen Terrors wäre wohl, so muss vermutet werden, von der Staatengemeinschaft weder als „unverhältnismäßig“ noch als „überzogen“ beurteilt worden.

Die im Falle einer weiteren Eskalation zwischen Israel und den Palästinensern bereits obligatorischen Statements der Vereinten Nationen sind zwar ohne jede politische Relevanz; dass sie erst im Moment der militärischen Reaktion Israels abgegeben wurden, entlarvt jedoch die Pose des angeblich neutralen Mittlers: Die Uno-Granden geben mit sorgenvoller Miene vor, schlichten zu wollen – als handelte es sich tatsächlich nur um einen „Konflikt“, wie allenthalben behauptet wird, und nicht um einen anhaltenden Krieg gegen Israel, gegen seine Existenz und seine Sicherheit. Die Uno beschweigt den vorangegangenen Rückzug der Israelis aus dem Gazastreifen, den Abbau aller jüdischen Siedlungen, die monatelange fatale Zurückhaltung von Regierungschef Olmert und Verteidigungsminister Barak trotz massiven Raketenbeschusses auf israelische Städte. Eben dies sind die doppelten Standards der Vereinten Nationen: Nicht der fortwährende Angriff auf den jüdischen Staat, sondern erst dessen Maßnahmen zur Selbstverteidigung motivieren Sicherheitsrat und Generalsekretär zur allgemeinen Mahnung, von der Gewalt abzulassen. Uno-Business as usual.

Derweil bleibt auch die Berichterstattung über den „Nahost-Konflikt“ im Rahmen des zu Erwartenden. Mit schrecklichen Bildern von angeblichen israelischen Gräueltaten gab sich die Dämonisierung Israels immer schon höchst moralisch. So berichtet beispielsweise Ulrike Putz – beim Spiegel zuständig für besonderes Einfühlungsvermögen in die palästinensischen Leiden – aus Dshabalija im Gazastreifen über Israels Militäraktion. Folgt man ihr, geht es den Israelis nicht um Schutz und Selbstverteidigung, sondern um eine „Vergeltungsaktion“. Rachsucht aber, das ist ein uralter Topos des Antisemitismus, wird Juden respektive Zionisten oft und gerne unterstellt. Die israelische „Vergeltungsaktion“, die Putz Sorgen bereitet, habe zu einem „blutigen Samstag in Gaza“ geführt; die Menschen dort „kreischen“, „schlagen sich ins Gesicht“, „weinen“ und „schreien“. Was ihnen geschieht, kennt keinen Kontext; Ulrike Putz sieht bloß Bilder eines Krieges zwischen zwei warum auch immer verfeindeten Parteien. Zwei – selbstredend palästinensische – Opfer werden von ihr mit nachgerade lustvoller Besessenheit zur Schau gestellt: „Eine Salve durchschlug die Fenster der Wohnung, traf den jungen Mann in die Brust, seine Schwester ins Gesicht [...] Iads Gesicht ist im Tode bläulich-weiß, das seiner Schwester von einem Tuch verdeckt. Nur wenn die um sie knienden Frauen es wegziehen, um Jaquelines Lippen zu küssen, ist das rohe Fleisch zu sehen, wo ihre Wange war.“ Diese drastischen Bilder sollen Distanz unmöglich machen, Affekte provozieren, zur reflexionslosen Parteinahme nötigen.

Die Gaza-Korrespondentin zitiert alsdann einen Onkel der Toten, dem sie ohne nähere Begründung bescheinigt, einen klaren Kopf behalten zu haben: „Es ist ein Massaker, was die Israelis hier heute anrichten.“ Was nur sollen die Palästinenser im Angesichts eines solchen „Massakers“ tun? Die Terroristen, die bei Putz vermeintlich neutral als „Kämpfer“ firmieren, wissen es: „Ein Dutzend maskierte Kämpfer des Islamischen Djihad stehen in der Deckung der Hauseingänge, Sturmgewehre im Arm. Anspannung liegt in der Luft, die israelischen Bodentruppen stehen wenige Blocks von hier.“ Anständige Kameraden sind das – sie vertreiben kleine Jungs, weil es für sie zu gefährlich werden könnte, und sie sorgen sich sogar um die Journalisten: „Macht, dass ihr wegkommt!“ Es folgen die israelischen Apache-Helikopter. Frau Putz serviert grammatikresistente Massaker-Prosa wie im Landserheftchen: „Die Bordkanonen donnern, der Himmel über Dshabalija füllt sich mit den weißen Wattewölkchen, die von abgeschossener Munition zurück bleibt.“ Am Ende „Blutlachen auf dem Bürgersteig“, im Krankenhaus „rot verschmierte Hosen und Jacken“, „weiße Turnschuhe [...], in Blut gebadet“, „Schusswunden im Bauch“, „tellergroßes, blutiges Loch im Oberschenkel“. Die netten Herren von der Hamas versuchen wenigstens, die Lage in den Griff zu bekommen, sorgen dafür, dass die Tragen zwischen den vielen Angehörigen durchkommen: „Rein mit Schwerverletzten, raus leer, aber bluttriefend.“ Und immer wieder „Leute, deren Gehirn bloß liegt, Männer mit multiplen Amputationen“.

Dieses Grauen also steht am Ende dessen, was Ulrike Putz – nicht anders als Hamas und andere Terror-Rackets – als israelische „Vergeltungsaktion“ denunziert. Sie führt „zwei Namen auf der Todesliste“ vor, präsentiert „Blutlachen auf dem Bürgersteig“. Sie muss nicht mehr explizit schreiben, dass es sich um konkrete schuldlose Opfer, Palästinenser wie Iad und Jaqueline, und um abstrakte schuldige Täter, anonyme Israelis in ihren Kampfhubschraubern, handelt. Ihrer Opfer-Täter-Konstruktion folgt die Delegitimierung dessen, was Israel zum eigenen Schutz zu unternehmen erst gezwungen wurde. Denn die libidinös ausgemalte blutige Geschichte aus Dshabalija impliziert: Nur Unmenschen können eine solche Barbarei an den Palästinensern begehen, nur Unmenschen lassen diese Bilder nicht ohne nachzudenken an sich heran, nur Unmenschen sind nicht bereit, der eingeforderten Parteinahme zu folgen.

Hattips: Malaclypse, Stefan G., Urs Schmidlin

Zu den Bildern: Das obere Foto entstammt dem Cover des Buches Mit Freud. Gesellschaftskritik und Psychoanalyse, herausgegeben 2007 von Renate Göllner und Ljiljana Randonic im Freiburger ça ira Verlag. Unteres Foto: In Beit Lahia im nördlichen Gazastreifen bergen Sanitäter einen Verletzten – ein Ereignis, dem die Presse augenscheinlich weit mehr Aufmerksamkeit widmet als den Folgen der Angriffe mit Kassam- und Grad-Raketen auf Israel.

1.3.08

Deutsches Shoa-Business

Eigentlich ist ein nicht gerade unbeträchtlicher Teil der Deutschen ja schon immer davon überzeugt gewesen, dass Auschwitz, Majdanek und Treblinka im Grunde genommen große Besserungsanstalten waren, deren Insassen (und ihre Nachkommen) bloß den Lehrplan nicht richtig verstanden haben. 51,2 Prozent der Nachfahren von Eichmann & Co. fanden deshalb laut einer Umfrage vor etwas mehr als drei Jahren: „Was der Staat Israel heute mit den Palästinensern macht, ist im Prinzip auch nichts anderes als das, was die Nazis im Dritten Reich mit den Juden gemacht haben.“ Weil sie aber ernsthaft glauben, das nicht öffentlich sagen zu dürfen, obwohl sie tagein, tagaus nichts anderes tun und sie – leider – niemand daran hindert, sind die wiedergutgemachten Deutschen ständig auf der Suche nach Juden, die sich als Kronzeugen für das hergeben, was kein Antisemitismus sein soll, sondern natürlich nur freundschaftlich gemeinte „Israelkritik“. Fündig werden sie dabei so schnell wie problemlos, denn die Avnerys, Grossers, Hecht-Galinskis, Meyers und Melzers warten nur darauf, ihnen zu bestätigen, dass die Israelis das Werk der Nationalsozialisten im Nahen Osten wiederholen – und deren Menschheitsverbrechen damit relativieren.

Dabei werden nicht Kosten noch Mühen gescheut, den Entscheidungsträgern des jüdischen Staates ihre angeblichen Ausrottungspläne den Palästinensern gegenüber nachzuweisen. Jeder israelische Militärschlag ist in dieser Sichtweise eine versuchte Vernichtung, jede Kabinettsentscheidung ein Schritt auf dem Weg zur Endlösung. Der Gazastreifen firmiert mal als „größtes Gefängnis der Welt“ und mal gleich als „Konzentrationslager“; was auch immer die Gotteskrieger der Hamas oder des Islamischen Djihad unternehmen, mutiert demzufolge zur schieren Notwehr gegen eine Staatsmacht, die auf die Elimination ihrer Feinde drängt. Wenn sich ein israelischer Politiker äußert, wird er dementsprechend wahlweise der hinterhältigen Verdrehung von Tatsachen oder direkt der Lüge geziehen. Es sei denn, er scheint etwas zu sagen, das den Judenhassern aller Couleur in den Kram passt. Wie beispielsweise Matan Vilnai (Foto), der stellvertretende Verteidigungsminister. Der hatte sich just gestern zu dem andauernden und in den letzten Tagen sogar noch intensivierten Beschuss Israels durch Kassam- und Grad-Raketen geäußert und Konsequenzen angekündigt. Anschließend vermeldete die Nachrichtenagentur Reuters: „Israelischer Vize-Minister droht Palästinensern ‚Holocaust’ an“, und die taz schlagzeilte: „Israeli droht mit ‚Holocaust’“.

Hatte Vilnai das tatsächlich getan? Nein, folgt man der Übersetzung seines fraglichen Statements durch Spiegel-Online, ein Israel üblicherweise nicht eben freundlich gesinntes Medium: „Wenn die Palästinenser noch mehr Raketen abschießen und deren Reichweite vergrößern, bringen sie sich in die Gefahr einer gewaltigen Katastrophe, weil wir alles in unserer Macht Stehende tun, uns zu verteidigen“, wurde Vilnai dort zitiert. Die „gewaltige Katastrophe“ hieß im hebräischen Original wörtlich „Shoa“, was nicht nur deutschsprachige Medien und die üblichen antiimperialistischen Verdächtigen mit „Holocaust“ übersetzten, sondern auch die Hamas. Sami Abu Zuhri etwa, einer ihrer Sprecher, sagte: „Wir haben es mit neuen Nazis zu tun, die das palästinensische Volk töten und verbrennen wollen.“ Und Hamas-Führer Ismail Hanija glaubte: „Dies zeigt, dass Israel von vornherein aggressive Absichten gegenüber unserem Volk verfolgt. Sie wollen, dass die Welt verurteilt, was sie Holocaust nennen, und nun drohen sie unserem Volk mit einem Holocaust.“ Vilnai hatte zweifellos und unbestritten „Shoa“ gesagt – aber wirklich im Sinne von „Holocaust“?

„Wenn man in Israel von einer ‚Katastrophe’ redet, wird oft das Wort Shoa benutzt, aber damit ist nicht der ‚Holocaust’ in Europa gemeint“, stellte Ulrich Sahm, Israel-Korrespondent beim Nachrichtensender n-tv, klar. Vielmehr firmiert die Vernichtung der europäischen Juden im jüdischen Staat als haShoa, also mit bestimmtem Artikel (die Shoa), während das Wort Shoa ohne Artikel allgemein ein großes Unglück, eine Katastrophe, den Untergang bezeichnet. Es sei dahin gestellt, inwieweit Matan Vilnai in seiner – vollkommen berechtigten – Erregung über die Raketenangriffe auf Israel, die am Mittwoch erneut ein Todesopfer forderten, dennoch falsche Assoziationen bedient hat. Tatsache ist gleichwohl: Zum einen hat Israel nachweislich nicht vor, Vernichtungslager einzurichten und die Palästinenser industriell auszurotten, wie es die Nationalsozialisten taten – sondern lediglich, den Beschuss seiner Bevölkerung nachhaltig zu unterbinden. Zum anderen hat Matan Vilnai inzwischen ausdrücklich bekräftigt, mit der Verwendung des Wortes Shoa nicht auf die Vernichtung der Juden im Zweiten Weltkrieg angespielt zu haben.

Und selbst wenn man ihm das als taktisches Zurückrudern auslegt, verdeutlicht es immer noch eindrucksvoll einen entscheidenden Unterschied zur Hamas. Denn die hat von ihrem bereits in ihrer Charta formulierten Ziel einer Vernichtung Israels – also einer neuerlichen haShoa – niemals Abstand genommen; vielmehr verfolgt sie dieses Ansinnen mit der maßgeblichen Unterstützung des Iran nach Kräften weiter, Tag für Tag. Das zu erkennen – also festzustellen, wer das Vernichtungsprojekt der Nazis tatsächlich fortführt –, wollen und können die meisten Deutschen jedoch offenkundig nicht leisten. Denn es ist ein interessiertes Missverständnis, dem sie folgen. Eines, das ideologische Gründe hat. Es ist das deutsche Shoa-Business.