13.2.06

Friedensrichter

Es gibt sie noch, die Ikonen der deutschen Friedensbewegung, auch wenn sie in die Jahre gekommen sind und sich zur allfälligen Penetranz inzwischen der Altersstarrsinn gesellt. Ein Bilderbuchexempel dieser Gattung ist der mittlerweile 82-jährige Gießener Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter, den der Spiegel wieder ausgebuddelt hat, um sich deutsche Befindlichkeiten in den Block diktieren zu lassen. Und der greise Herr hatte auch gleich die gewünschten Ratschläge am Start:
„Der Westen sollte alle Provokationen unterlassen, die Gefühle von Erniedrigung und Demütigung hervorrufen. Wir sollten die kulturelle Identität der islamischen Länder mehr achten.“
Die sich gerade brachial Bahn bricht – worin einer wie Richter jedoch bloß „Temperamentsausbrüche“ infolge von „Kränkungen“ zu sehen vermag, denen man mit „demokratischer Reife“ begegnen müsse, an der es jedoch jenen mangele, die sich für den Abdruck der Cartoons entschieden haben. Wie man – per intensiver Seelenforschung – überhaupt feststellen müsse, dass es recht eigentlich der Westen sei, der die Eskalation der Gewalt betreibe und zu nutzen wisse:
„Als Psychoanalytiker kann ich meinen Verdacht nicht unterdrücken, dass die Verschärfung der Konfrontation, insbesondere durch den Irakkrieg, nicht nur aus Versehen passiert ist. Was jetzt den Karikatur-Streit anbetrifft, so wussten doch alle, dass die Religion für die Muslime eine zentrale identitätsstiftende Rolle spielt, und dass das vielfache Nachdrucken der Karikatur, die Mohammed als Bomben-Terroristen zeigt, als trotzige Verhöhnung verstanden werden musste.“
Und wieder: So was kommt von so was. Für einen wie den Richter können es jedenfalls nur externe Ursachen sein, die den Mob auf die Straßen getrieben haben. Und so mutiert auch die an sich richtige Erkenntnis, „als lebende Bomben“ seien „radikale Muslime imstande, selbst den größten militärischen Vorsprung des Westens wett zu machen“, unversehens zu einem antiamerikanischen Bekenntnis:
„Der Irakkrieg sollte uns eine heilsame Lehre sein. Wir sollten nicht der Illusion George W. Bushs verfallen, mit überlegener Stärke das Böse ausrotten zu können.“
Und ich nicht der abseitigen Vorstellung erliegen, noch einmal von deutschen Peaceniks ein kraftvolles „Hopp, hopp, hopp! Atomraketen stopp!“ zu hören. Nur diesmal vor der iranischen Botschaft.