24.6.08

Mies gemacht (VI)

Lieber Luca Toni! Dass Sie sich ausgerechnet in Ihrer derzeitigen Situation einen Pornobalken wachsen lassen, bis Sie das nächste Mal die Bude getroffen haben – ist das wirklich nur eines dieser albernen Aberglaubensrituale, an denen Fußballer kleben wie Ihre Gegenspieler bei der Euro an Ihnen? Oder eher eine spezielle Form katholischer Selbstgeißelung? Und jetzt schnell wieder runter mit dem Ding; wir sind nicht mehr in den Achtzigern und auch nicht beim Handball.

Lieber Oliver Bierhoff! „Liegt’s an Schweinis Freundin, dass er so gut drauf ist?“, wollte ein „Bild“-Konsument von Ihnen wissen, und da blieben Sie eine kompetente Antwort natürlich nicht schuldig: „Sie hat bestimmt ihren Anteil an seinem Wohlbefinden. Man spürt, dass er nach der Roten Karte total ehrgeizig ist.“ Wir möchten nicht indiskret sein, aber der Herr Schweinsteiger schlägt doch nicht etwa seine Liebste?

Lieber Thomas Hitzlsperger! „Sie sind erst besiegt, wenn sie in den Bus steigen“, entfuhr es Ihnen, auf Ihren Halbfinalgegner Türkei angesprochen. Darf man fragen, was Sie da am Mittwoch mit den Jungs von Fatih Terim vorhaben? Um Fußball scheint es jedenfalls nicht zu gehen.

Lieber Torsten Frings! Ganz im Ernst: Das „Ripp, Ripp, Hurra“ der Balkenpresse anlässlich Ihrer nahenden Genesung schmerzt noch mehr als die Verletzung, nicht wahr? Im Kopf zwar, aber es schmerzt. Da hilft auch kein gepanzerter Spezialverband.

Lieber Michael Ballack! Scheiß aufs Halbfinale! Oder doch ins Halbfinale?

Lieber Sönke „Sommermärchen“ Wortmann! Ein „Integrations-Spot“ soll es also sein, was Sie da im Auftrag des DFB mit einigen Spielermüttern und -vätern gedreht haben. Aber mal ehrlich: Ein bisschen zu grillen (ganz stark: der Auftritt von Maria-Theresia Metzelder und ihrem Kartoffelsalat!) und sich anschließend zu einem Länderspiel der DFB-Elf vor der Glotze zu versammeln, verlangt doch niemandem Konzessionen ab, die ihren Namen verdient hätten. Deshalb ein kleiner Tipp: Werfen Sie den Herrschaften beim nächsten Take einfach einen Fußball hin. Wenn sich Bärbel Mertesacker und Beatrice Kemper-Asamoah anschließend gegenseitig mit Blutgrätschen traktieren, ohne dass es hässliche Revanchefouls setzt, dann kommt das mit der Integration noch viel glaubwürdiger rüber.

Liebe „Tagesthemen“! Da habt ihr sowohl dem Tom Buhrow als auch eurem Publikum aber einen hinreißend schönen Streich gespielt und die Grüne Jugend klar auf Platz zwei verwiesen. Oder ging es nur um ein bisschen gut Wetter gegenüber den Anhängern des Halbfinalgegners?

Liebes ZDF! Jürgen Klopp und Urs Meier sind wir nach der Europameisterschaft ja endlich los. Wie wär’s denn damit, gleich Tabula rasa zu machen und auch den Dritten im Bunde aus dem Studio zu fegen? Alles andere wäre nämlich nur ein fauler Kompromiss, denn: „Niemand ist der Wahrheit ferner / als Johannes Baptist Kerner.“ (Wiglaf Droste)

Liebe „Bild“-Zeitung! „Kugelrund sind diese Bäuche und die Frauen voller Freude, denn sie sind“ – na klar – „schwarz-rot-schwanger“, brachten sie uns in puncto Pflichterfüllung für das Vaterland auf den neuesten Stand. Was kriegen die engagierten und kreativen Damen denn von Ihnen, wenn’s so weit ist? Nur eine Gebärprämie oder gleich das Mutterkreuz?

Lieber Sprecher von „ArcelorMittal“ (Eisenhüttenstadt)! Ihre Angestellten lassen Sie am Mittwochabend also arbeiten statt Fußball gucken. Aus der Perspektive eines Unternehmers ist das sicher irgendwo verständlich. Nur Ihre Begründung kommt uns dann doch verdächtig, um nicht zu sagen geradezu historisch deutsch vor: „Man kann ja nicht einfach einen Hochofen abstellen.“

Mies gemacht ist die EM-Kolumne von Lizas Welt.