Do it again, Osram!
Nebenan hat Ivo Bozic – als bekennender Schalke-Anhänger! – in seinem Beitrag mit dem fulminanten Titel „Wird Hitler Meister?“ eine Reihe von ausgesprochen guten politischen Gründen aufgezählt, warum Bayern unbedingt Deutscher Meister werden muss. KdF Wolfsburg noch abzufangen, ist für den Münchner Klub nachgerade antifaschistische Pflicht; Hertha NPD und Volkssturm Stuttgart hinter sich zu lassen, ebenso. Aber es gibt auch unmittelbar sportliche Argumente für die Notwendigkeit einer Titelverteidigung des FC Bayern: Nichts könnte den so eigenartigen wie chaotischen Saisonverlauf an der Tabellenspitze der Bundesliga formvollendeter auf die Spitze treiben als ein Last-Minute-Meister aus München, den Rentner Jupp und Prinz Pause urplötzlich aus der Schockstarre gerissen haben. Jürgen Klinsmann gegen Josef Heynckes auszutauschen, war dabei ja eigentlich ungefähr so, als würde man sein MacBook durch einen C64 ersetzen. Andererseits hatten damals alle mit ihrem Commodore seligen Spaß, auf eine Art sogar viel mehr als heute mit ihrem Äpfelchen. Und das Ding funktionierte nun mal absolut zuverlässig. Dass Lukas Podolski dazu noch gewissermaßen von der Datasette zur Floppy Disk mutiert ist, rundet das Basic-Revival erst so richtig ab. Also: Load Bayern Komma acht Komma eins. Enter.
Außerdem wäre eine Meisterschaft der Münchner nur gerecht, schließlich hätten sie den Titel längst in der Tasche, ginge es mit rechten Dingen zu: Nie war es offensichtlicher als in dieser Spielzeit, dass das Geraune von den „Dusel-Bayern“, die überdies noch von den Schiedsrichtern bevorzugt würden, einem unausrottbaren Mythos folgt (auch wenn Jens Lehmann das erwartungsgemäß anders sieht). Folgt man der „wahren Tabelle“, dann litt nur Werder Bremen noch stärker unter Fehlentscheidungen der Referees als der FCB. Thorsten Kinhöfer hat zwar im letzten Spiel der Roten gegen Bayer Neverkusen fraglos ein bisschen Wiedergutmachung betrieben, aber diese joviale Geste kam, erstens, reichlich spät, und sie genügt, zweitens, bei weitem noch nicht. Ein vollkommen unberechtigter Elfmeter für die Bayern am letzten Spieltag in der 95. Minute, dessen souveräne Verwandlung durch Keeper Butt dem Rekordmeister in letzter Sekunde die Schale sichert – das wäre eine angemessene Kompensation. Leider hat Markus Merk seine Pfeife bereits in der Schublade verstaut.
Aber gut, das Leben ist kein Wunschkonzert und der Fußballgott oft genug ein faschistoides Subjekt mit üblen Launen. Nicht auszuschließen also, dass der Titel dorthin geht, wo man Kraft durch Freude hat, in Führers Stadion spielt oder „zum Wohl und aus Lieb zum Vaterland“ kickt. Wo sind eigentlich die Alliierten, wenn man sie braucht?