Jagdsaison der Judenhasser
Als der britische Journalist und Autor Richard Littlejohn – Kommentator und Kolumnist unter anderem für die Tageszeitungen Daily Mail und The Sun (früher auch für den Evening Standard und den Spectator) sowie für Radio- und Fernsehsender – vor einigen Jahren von der BBC gefragt wurde, ob er nicht eine TV-Dokumentation zu einem Thema seiner Wahl erarbeiten möchte, freute er sich zunächst. Er entschied sich dafür, eine Sendung über den immer stärker werdenden Antisemitismus in Großbritannien zu produzieren. Seine These: Die extreme Rechte ist zwar nicht verschwunden, aber der Judenhass geht heute in weit stärkerem Maße von Islamisten und Linken aus. Das wollte man bei der BBC nicht hören; die Anstalt bekam kalte Füße und erhielt ihr Angebot nicht aufrecht. Littlejohn landete schließlich bei Channel 4 und begann mit der Arbeit. Bekannten erzählte er von seinem Projekt, und die Resonanz machte ihn fassungslos: „Ich wusste gar nicht, dass du Jude bist“, sei eine häufig gehörte Reaktion gewesen. „Sie konnten einfach nicht begreifen, warum ein Nichtjude auch nur im Entferntesten an der Erforschung des Antisemitismus interessiert ist. Wenn ich einen Film über Islamophobie gedreht hätte, wäre ich von niemandem gefragt worden, ob ich Muslim sei.“
Littlejohn recherchierte weiter. Er traf sich mit einem Labour-Abgeordneten, der eine parlamentarische Anfrage zum gestiegenen Antisemitismus eingereicht hatte und mit ähnlichen Bemerkungen konfrontiert wurde. Er folgte einer Einladung zu einem Wohltätigkeitsessen in einer Synagoge und nahm entsetzt zur Kenntnis, welche Sicherheitsvorkehrungen dort getroffen werden mussten. Er nahm an einer Patrouille teil, die notwendig wurde, nachdem Juden mehrmals auf dem Weg zur Synagoge angegriffen worden waren. Und er stieß auf noch weit mehr antisemitische Vorfälle. Seine These stimmte: Ein Bündnis aus linken und muslimischen Judenhassern folgt krudesten Verschwörungstheorien, agitiert unverhohlen für die Hizbollah und attackiert, was es für jüdisch hält, auch physisch. Dazu gibt es in Großbritannien einen Boykottaufruf gegen Israel nach dem anderen, mal von Gewerkschaftern, mal von Akademikern. Die Zeiten, in denen britische Juden und Linke gemeinsam die Faschisten in die Flucht schlugen, sind vorbei. Littlejohns Dokumentation Der Krieg gegen die britischen Juden wurde am 9. Juli ausgestrahlt; ergänzend dazu erschien in der Daily Mail ein Beitrag. Letzteren hat Bernd Dahlenburg von Honest Reporting (deutsch) für Lizas Welt übersetzt.
Richard Littlejohn
Der neue Antisemitismus:
Wie die Linke die Geschichte verdreht, um Juden anzugreifen
Daily Mail, 6. Juli 2007
An einer Seite des Rathaus St. George im Londoner East End befindet sich ein Wandgemälde (Foto rechts), das an die Schlacht in der Cable Street von 1936 erinnert, in der zehntausende Juden und örtliche Gewerkschaftsmitglieder Seite an Seite kämpften, um einen Demonstrationsmarsch der Britischen Faschistenvereinigung von Sir Oswald Mosley zu stoppen. Sie strömten aus den Docks, Fabriken und Kleinbetrieben, um die Blackshirts zurückzuschlagen, denen eine amtliche Polizeieskorte gewährt worden war. Auf ihren Transparenten stand: Sie werden nicht durchkommen.
Am Ende des Tages waren die Polizisten zum Rückzug gezwungen und Mosleys Schurken zerstreut worden. Es war eine vernichtende Niederlage für die Rechtsextremisten, von der sie sich niemals wirklich erholten, und sie war ausschlaggebend dafür, dass das damals in Mitteleuropa wachsende Krebsgeschwür des Faschismus und Antisemitismus sich in England nicht ernsthaft ausbreiten konnte.
In meinem früheren Leben als Arbeits- und Wirtschaftskorrespondent traf ich mich im Britannia Pub in der Cable Street mit Brian Nicholson, einem alten Freund und ehemaligen Vorsitzenden der Transportarbeitergewerkschaft, der ein paar Hausnummern weiter wohnte, regelmäßig auf ein Bier. Von der Kneipe aus, die gegenüber dem alten Rathausplatz lag, sah ich fasziniert zu, wie das Wandbild entstand. Von der Idee bis zur Fertigstellung 1993 dauerte es 17 Jahre, und mehr als einmal wurde das Gemälde Opfer des Vandalismus debiler Mosley-Anhänger der National Front und der BNP (British National Party).
Vor ein paar Jahren, als die BBC mir anbot, einen, wie sie es nannten, Autoren-Dokumentarfilm zu einem Thema meiner Wahl zu drehen, schlug ich eine Recherche zum modernen Antisemitismus vor und regte an, der Film möge mit dem 70. Jahrestag der Ereignisse in der Cable Street zusammenfallen, der letzten Oktober stattfand. Meine These war, dass die treibenden Kräfte hinter dem jüngsten Anwachsen antijüdischer Aktivitäten die faschistische Linke und die Islamonazis sind, auch wenn die extreme Rechte nicht verschwunden ist.
Es war eine Idee, die in den Gedärmen des Organisationsprozesses auf Nimmerwiedersehen verschwand. Irgendwann gab mir die BBC zu verstehen, sie mache keine „Autoren-Dokumentarfilme“ mehr. Ich habe mich gefragt, was wohl passiert wäre, wenn ich eine Sendung über „Islamophobie“ vorgeschlagen hätte. Es wäre wahrscheinlich eine sechsteilige Serie zur Primetime geworden, und man hätte mich für einen den Preis der BAFTA (British Academy of Film and Television Arts) nominiert. Aber ich hielt durch, und Channel 4 nahm sich schließlich des Themas an.
Als manche Leute hörten, dass ich diese Sendung machen werde, war ihre erste Reaktion: „Ich wusste gar nicht, dass du Jude bist.“ Ich bin’s nicht, aber was hat das alles mit dem Preis von gefilte Fisch zu tun? Sie konnten einfach nicht begreifen, warum ein Nichtjude auch nur im Entferntesten an der Erforschung des Antisemitismus interessiert ist. Wenn ich einen Film über Islamophobie gedreht hätte, wäre ich von niemandem gefragt worden, ob ich Muslim sei.
Der Labour-Abgeordnete John Mann sagte mir, er habe exakt die gleiche Erfahrung gemacht, als er eine parlamentarische Anfrage zum Antisemitismus einreichte: „Sobald ich mit den Vorbereitungen fertig war, sagte der erste Parlamentsabgeordnete, der sich mir gegenüber äußerte: ‚Oh, ich wusste überhaupt nicht, dass Sie Jude sind, John.’“ Er ist es auch nicht. Aber die Schlussfolgerung war schlicht und ergreifend, dass schon der Gedanke an Antisemitismus die Erfindung irgendeiner gewaltigen jüdischen Verschwörung ist.
Die parlamentarische Anfrage Manns lautete: „Es ist offensichtlich, dass Gewalt, Schändung und Einschüchterung, die sich gegen Juden richtet, zunimmt. Die Juden sind ängstlicher geworden und mehr Gefahren durch Anschläge ausgesetzt als zu irgendeiner anderen Zeit mindestens während der letzten Generation.“ Das deckt sich mit meinen eigenen Erkenntnissen. Nach den dreimonatigen Dreharbeiten in ganz Großbritannien gelangte ich zu dem Schluss: Die Jagdsaison auf die Juden ist eröffnet. Seit 9/11 habe ich unter jüdischen Freunden und Nachbarn in meinem Stadtteil von Nordlondon eine wachsende Angst festgestellt. Wie ich schon immer argumentiert habe: Möglich, dass ich paranoid bin. Sie können trotzdem hinter mir her sein.
Als ich bei einem Wohltätigkeitsessen für Frauen in einer Synagoge in Finchley eine Rede hielt, war ich über den hohen Sicherheitsstandard erstaunt. Man erwartet nicht, Türsteher in schwarzen Bomberjacken vor der Tür eines sakralen Ortes zu sehen. Ich entdeckte bald, dass dies nicht ungewöhnlich war und auch nicht auf London begrenzt ist. Mike Todd, der Polizeipräsident von Greater Manchester, nahm mich mit auf eine Patrouille seiner Beamten und von Mitgliedern des kommunalen Sicherheitsdienstes, die für den Schutz der jüdischen Gemeinde sorgen.
Diese Patrouillen werden nach einer Serie unprovozierter Angriffe auf Juden, die auf dem Weg zu ihrer Synagoge waren, jeden Freitag in der Nacht durchgeführt. Wir kamen an einem Pflegeheim vorbei, das von Stacheldraht umgeben war. Die King David School wird von hohen Zäunen, Scheinwerfern, Videoüberwachungskameras und Wachpersonal rund um die Uhr gesichert. Es war die Art von Sicherheit, die man mit einem Gefängnis verbindet. In vielen bekannten jüdischen Einrichtungen bauen sie sogar bombensichere Fenster ein und halten regelmäßig Evakuierungsübungen ab.
In meinen Ohren klang das nach Panik à la Kalter Krieg. Sicher ist das alles ein wenig übertrieben? Weit gefehlt, sagte Todd. „Wir wissen, dass Leute feindlich motivierte Auskundschaftungen durchführen. Wie Sie wissen, sind Angriffe wahrscheinlich, und wir versuchen deshalb, für die Leute, die antisemitische Anschläge durchführen wollen, eine abschreckende Umgebung zu schaffen.“
In den letzten zwei Jahren verzeichnete die Polizei von Manchester einen mehr als 20-prozentigen Anstieg antisemitisch motivierter Vorfälle. Ich besichtigte einen jüdischen Friedhof im Norden der Stadt, der wiederholt geschändet wurde – Grabsteine und Gräber zertrümmert, Denkmäler mit Hakenkreuzen beschmiert. Es war herzzerreißend. Dieser feige Vandalismus ist mit ziemlicher Sicherheit das Handwerk der rechtsradikalen Skinheads. Aber die viel größere Gefahr droht von den islamistischen Extremisten. Polizei und Sicherheitsdienste sagen, dass sie eine Reihe geplanter Anschläge von Gruppen aufgedeckt hätten, die mit Al-Qaida verbunden seien und jüdische Ziele angreifen wollten.
Wie die Undercover-Dokumentation von Channel 4 über eine Moschee Anfang dieses Jahres deutlich machte, werden in Großbritannien regelmäßig antijüdische Predigten abgehalten. Antisemitischer Hass wird auf Satellitenkanälen und über das Internet verbreitet. In der Londoner Edgware Road – gleich um die Ecke von Tony Blairs neuem Rentendomizil am Connaught Square – konnte ich ein arabisches Exemplar von Hitlers Mein Kampf erstehen. Es lag offen neben der Abendzeitung und den Kitekat-Schokoriegeln zum Verkauf aus.
Man muss nicht unbedingt Jude sein, um Opfer antisemitischen Hasses zu werden. Ich traf in London auf einen Reiseleiter in Jack-the-Ripper-Aufmachung, der von einer Gruppe muslimischer Jugendlicher verprügelt worden war. Sie hatten nur einen Blick auf sein historisches Kostüm geworfen – langer schwarzer Mantel, schwarzer Hut – und angenommen, er sei orthodoxer Jude und hätte deshalb Tritte verdient. Sie wollten keine „dreckigen Juden“ in „ihrer“ Wohngegend.
Während der Parlamentswahlen 2005 griffen Antikriegsaktivisten Labourabgeordnete an, die den Einmarsch in den Irak befürworteten. Na schön, das ist ein legitimes Ziel in einer Demokratie. Aber im Fall von Lorna Fitzsimons, einer Abgeordneten aus Rochdale, nahm die Kampagne, sie abzusetzen, einen bösen Verlauf. Eine Einrichtung, die sich Komitee für öffentliche Angelegenheiten des Muslime (MPAC) nennt – sie besteht im Wesentlichen aus zwei Brüdern über einem Dönerladen –, veröffentlichte Flugblätter, in denen Fitzsimons „beschuldigt“ wurde, Jüdin zu sein, obwohl sie es nicht ist.
„Sie behaupteten, ich sei Teil einer weltweiten neokonservativen zionistischen Verschwörung. Ich finde, es ist zutiefst heimtückisch und Besorgnis erregend, dass sie annahmen, es gebe so viel Antisemitismus in der örtlichen Gemeinschaft, dass es die Stimmabgabe stark beeinflussen würde.“ Bei der Wahl verlor Fitzsimons ihren Parlamentssitz wegen ein paar hundert fehlender Stimmen, und sie ist sich sicher, dass die Schmutzkampagne der MPAC dafür die Ursache ist.
Die Ablehnung des Irakkrieges und der Hass auf Israel hat die selbst ernannte „antirassistische“ Linke dazu gebracht, mit den Islamonazis gemeinsame Sache zu machen. Und der „Antizionismus“ kippt alsbald in strammen Antisemitismus um. Als der Kolumnist Nick Cohen vom Observer – der sich immer als Linken bezeichnete und trotz seines Nachnamens ebenfalls nichtjüdisch ist – einen Beitrag schrieb, in dem er den Sturz Saddams verteidigte, wurde er mit Hass-Mails überschwemmt: „Es war unverblümter Antisemitismus: ‚Sie schreiben das nur, weil Sie Jude sind’“, sagte er. Cohen hat auch die unbeschwert antijüdische Stimmung an den Küchentischen der Linken und in den Salons von Islington registriert. Er ist übrigens entsetzt darüber, wie seine ehemaligen Mitstreiter Terrorgruppen wie die Hizbollah begeistert begrüßt haben, eine der antisemitischsten Organisationen weltweit.
Schauen Sie, wie sich die Nationale Journalistengewerkschaft (NUJ) Israel für einen Boykott herauspickt, obwohl es der einzige Staat im Nahen Osten ist, der eine freie Presse hat. Oder wie der akademische Boykott Israels durch die Universitätsdozenten weit über einen legitimen Protest hinausgeht, wie Rechtsanwalt Anthony Julius und der Juraprofessor Alan Dershowitz einwenden. Die schiere Boshaftigkeit und Heftigkeit der Boykottargumente ist nichts weniger als blanker Antisemitismus. Unter der Tarnung des „Antizionismus“ ist der Antisemitismus an britischen Universitäten weit verbreitet. Aber noch immer lehnt es die Regierung ab, Gruppen wie Hizb ut-Tahir zu verbieten, deren Motto lautet: „Juden werden getötet, wo immer man sie finden kann.“
Und dann gibt es noch den selbsternannten „Antirassisten“ Ken Livingstone, der dem jüdischen Reporter Oliver Finegold vor der County Hall sagte: „Welche Tätigkeit haben Sie vorher ausgeübt? Waren Sie ein deutscher Kriegverbrecher?“ Als Finegold erklärte, dass er Jude sei und ihn diese Bemerkung tief verletze, verglich Livingstone ihn mit dem „Aufseher eines Konzentrationslagers“. Bei seinem Rechtfertigungsversuch setzte Livingstone auf das vom Komiker Kenneth Williams bestens bekannte „Hör’ auf, herumzublödeln“ und protestierte, dass er nicht antijüdisch sei, da er sich allen Menschen gegenüber grob verhalte. Das war seine „Verlassen Sie das Gefängnis“-Karte. Komisch, dass diese Entschuldigung bei Bernard Manning nicht funktionierte.
Aber nach dem Macpherson-Kodex, dem sich Livingstone verpflichtet fühlt, ist ein rassistischer Vorfall etwas, das jeder als Rassismus wahrnimmt – ob ausgesuchtes Opfer oder Zuschauer. Es ist eigenartig, wie im multikulturellen, vielgestaltigen, allumfassenden und antirassistischen Großbritannien die Regeln auf Juden anscheinend nicht ausgedehnt werden. Livingstone hätte nicht im Traum daran gedacht, einem muslimischen oder jamaikanischen Journalisten gegenüber so aggressiv aufzutreten.
Jeder Tory, der ähnliche Bemerkungen gemacht hätte, wäre aus dem Amt gejagt worden – und Livingstone hätte den Lynchmob angeführt. Israel zu beschuldigen ist die letzte Zuflucht des Antisemitismus. Livingstone beharrt darauf, dass er nicht antijüdisch ist, sondern nur die Politik der israelischen Regierung ablehnt. Also kann er vielleicht erklären, was zum Teufel der Konflikt im Nahen Osten damit zu tun hat, dass er einen jüdischen Reporter einen deutschen Kriegsverbrecher und Aufseher eines Konzentrationslagers nennt. Wo genau passt die palästinensische Causa in diese Gleichsetzung?
„Wenn Sie es mit Leuten wie dem Bürgermeister von London zu tun haben, die Grenzüberschreitungen begehen, dann eine halbherzige Entschuldigung folgen lassen und sich so durchwursteln, vermittelt das eine Botschaft an den Rest der Gesellschaft. Deshalb nimmt der Antisemitismus wieder so zu – weil er gesellschaftsfähig geworden ist“, sagt John Mann, dessen parlamentarisches Ermittlungsteam vom Ausmaß und dem Charakter dessen, was es zu Tage förderte, entsetzt war. „Jedes einzelne Mitglied unseres Gremiums war fassungslos angesichts mancher Dinge, die sie alle herausfanden. Es war nicht das Großbritannien, das sie kannten. Es ist fast wie ein Atavismus. Wir dachten, dies wären Dinge, die wir nur aus der Vergangenheit kennen und von denen wir hofften, dass sie Geschichte sind.“
Als Parlamentsabgeordneter der Labour Party ist Mann entsetzt darüber, wie zahlreiche Linke fast beiläufig und routinemäßig antisemitisch geworden sind. „Vor 10 oder 15 Jahren hätte es das noch nicht gegeben. Die Vorstellung, dass irgendeine jüdische Verschwörung existiert, die die Welt beherrscht, geht auf die Protokolle der Weisen von Zion im letzten Jahrhundert zurück. (Ein schon seit langem diskreditiertes Buch, obwohl es in der islamischen Welt noch sehr populär ist.) Wir haben dies schon einmal gesehen, und jetzt lebt es wieder auf.“
Siebzig Jahre nach Cable Street hat sich der Kreis geschlossen. Die Linken, die damals Seite an Seite mit den Juden gegen die Blackshirts standen, sind nun die Speerspitze des neuen Antisemitismus. Der Pub Britannia hat seit langem dicht gemacht, und die jüdische Gemeinde ist weggezogen, aber das Wandbild ist geblieben. Die Synagogen wurden durch Moscheen ersetzt.
Wo das East End einmal eine Brutstätte der Rechtsextremen war, ist heute der Tummelplatz von George Galloways Respect Party, einem schmuddeligen Bündnis aus islamischen Extremisten und der alten Socialist Workers Party – im Herzen des neuen „Wir sind jetzt alle Hizbollah“-Aktivismus. Während wir vor dem Wandbild die letzte Sequenz des Films drehten, kam ein verwahrlost aussehender Kerl aus dem, was früher Britannia hieß und sich nun in eine Art glorifizierte Hausbesetzerbude verwandelt hat. Er erkannte mich, gab sich als Mitglied von Respect zu erkennen, protestierte gegen das, was ich in die Kamera sagte, und versuchte, uns zu stören. Zahlenmäßig unterlegen schlurfte er schimpfend wieder davon.
Er kam nicht durch. Die zweite Schlacht in der Cable Street fand nicht statt.
Hattips: barbarashm & Gudrun Eussner. Die Fotos entstammen – bis auf das zweite – einer Londoner Demonstration gegen den Libanonkrieg am 5. August 2006.