2.7.07

Grünes Musterland

Die Frage sei dann doch gestattet: Was wollte der ehemalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin eigentlich, als er unlängst in den Libanon einschwebte? Nach eigener Auskunft vor allem eines: reden, reden, reden. Zuvörderst mit den Gotteskriegern, denn die sind, scheint’s, nahezu unbemerkt zur Basisdemokratie konvertiert: „Ich habe den Eindruck, dass die Hizbollah sich sehr positiv in die Gestaltung des politischen Prozesses im Libanon einbringt.“ So wie damals die Strickjackenträger auf dem WG-Plenum, wenn es um den Abwasch ging – aber das ist noch nicht alles: „Ihre Führung hat sich außerdem klar und deutlich für die Unterstützung der UN-Truppe Unifil ausgesprochen – und umgekehrt berichtet die Unifil von sehr guter Kooperation mit den lokalen Verantwortlichen im Süden. Die sind bei der Hizbollah.“ Da hat der Mann durchaus Recht, denn die Zusammenarbeit der Vereinten Nationen mit Nasrallahs Terrorbande könnte tatsächlich kaum besser sein. Dass dereinst Resolutionen verabschiedet wurden, die die Entwaffnung der „lokalen Verantwortlichen im Süden“ vorsahen – wen kümmert’s groß? Der Einstieg in den Ausstieg dauert eben schon mal dreißig Jahre oder länger.

Daher wehrt sich Trittin auch vehement dagegen, die Hizbollah als Terrororganisation zu behandeln, wie die Vereinigten Staaten es tun: „Die Bekämpfung terroristischer Gewalt wird nur gelingen auf der Basis von Rechtsstaatlichkeit und multilateraler Kooperation. Insofern glaube ich, dass man in Europa auf Ratschläge aus den USA, wie man mit Terrorismus umzugehen hat, ziemlich harthörig geworden ist.“ Letzteres lässt sich kaum bestreiten – und wie gedeihlich eine „multilaterale Kooperation“ ist, zeigt ja nicht zuletzt die enge Zusammenarbeit des iranischen Mullah-Regimes und Syriens mit den (N)GOs der Vernichtung auf der „Basis von Rechtsstaatlichkeit“. Aber der Ex-KBler weiß noch viel mehr über das zarte Pflänzchen Demokratie: „Man darf Hamas und Hizbollah nicht gleichsetzen: Die Hizbollah ist vor allem eine libanesische Kraft, die in ihrer Entwicklung von einer Miliz zu einer politischen Bewegung heute viel weiter ist als die Hamas, bei der es gerade mit dem Gaza-Putsch einen schweren Rückschlag gab.“ Ein bisschen ist es also wie früher bei den deutschen Grünen: Es gibt halt Realos und Fundis, aber das legt sich mit der Zeit. Immerhin haben die Islamisten das mit der Trennung von Amt und Mandat schon hinter sich.

Und wenn schließlich im Libanon das Dosenpfand eingeführt wird, die erste windkraftbetriebene, also kyotokompatible Falafelfriteuse an den Start geht und die Hizbollah künftig nur noch mit recycelbaren Katjuscha-Raketen auf Israel schießt, dann hat der Nahe Osten endlich sein grünes Musterland. Nur das mit den Frauenrechten ist so eine Sache. Aber ein gebatikter Schleier tut es fürs Erste vielleicht auch.

Hattip: Niko Klaric