Shoa-Chic
Für Altkanzler Gerhard Schröder sollte das Holocaust-Mahnmal ein Ort werden, „an den man gerne geht“. Der Publizist Hannes Stein hingegen fand: „Nicht 2.000 stilisierte Grabsteine hätten in Berlin zu stehen, sondern 2.000 Galgen, wie sie nach den Nürnberger Prozessen Verwendung fanden, meinetwegen hübsch in Messing gegossen. Und unter jedem von ihnen müsste eine Plakette mit dem ausführlichen und exemplarischen Lebenslauf eines jener Massenmörder angebracht sein, wie sie nach dem Krieg zu Tausenden ungestraft herumliefen.“ Wie Recht Stein doch hatte!
VON THOMAS VON DER OSTEN-SACKENUpdate 21. November 2009: Wer sagt’s denn? Easyjet hat die Novemberausgabe des Magazins nun zurückgezogen (und zwar sowohl die Print- als auch die Online-Version), sich für den „Shoa-Chic“ entschuldigt und die Zusammenarbeit mit dem Hersteller der Bordzeitschrift auf den Prüfstand gestellt. Alles Weitere von Thomas von der Osten-Sacken auf dem WADI-Blog: hier und hier.
Die Zeiten, als man mit Zahngold und Kopfhaar ermordeter Juden ein nicht unbeträchtliches Zubrot verdienen konnte, sind glücklicherweise vorbei. Aber mit toten Juden lässt sich auch dieser Tage gutes Geld machen, wie die Novemberausgabe des Bordmagazins von Easyjet eindrücklich zeigt. Für die peppige Präsentation neuester Mode an Berliner Lokalitäten, die dem Leser sogar schon auf der Titelseite – unter dem Motto „Reviving the Bauhaus Zeitgeist“ – ans Herz gelegt wird, posieren die Models mit Vorliebe in den Stelen des Holocaust-Mahnmals in Berlin.
Offenbar aber hat das bislang keinen der in den Urlaub jettenden Fluggäste der Billigairline weiter gestört. Möglichst viele entsprechende E-Mails an Easyjet (Deutsche.Presse@easyJet.com) respektive die Macher des Magazins (easyjet.ads@ink-publishing.com) wären deshalb durchaus angebracht. Und vielleicht lohnte auch bei den Verwaltern des Denkmals die Nachfrage, ob sie derartige Präsentationen generell gestatten.
Auch die in Berlin ansässige Modedesignerin Anuschka Hoevener wäre da zu erwähnen, deren hier präsentiertes Kleid für schlappe 229 Euro zu haben ist.