3.9.08

E pluribus unum (I)

Der folgende Text ist die überarbeitete Fassung eines Vortrags, den der Leipziger Historiker Sebastian Voigt am 18. August dieses Jahres in Köln auf einer Vortragsveranstaltung zum Thema „Integrationsdebatten – zwischen Einheit und Differenz“ gehalten hat. Er wird auf diesem Weblog in zwei Teilen publiziert: Der erste Teil folgt gleich im Anschluss, der zweite am 6. September. Der Autor ist Verfasser des Buches Die Dialektik von Einheit und Differenz. Über Ursprung und Geltung des Pluralismusprinzips in den Vereinigten Staaten von Amerika (Berlin 2007) sowie verschiedener Texte zum Thema. Lizas Welt bedankt sich für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung.


Die Dialektik von Einheit und Differenz. Zur Diskussion über Migration, Multikulturalismus und Integration in Amerika und Europa (Teil I)

VON SEBASTIAN VOIGT


Die europäische Ignoranz gegenüber Amerika

Zunächst gilt es, einige grundlegende Charakteristika der amerikanischen Gesellschaft aufzuzeigen, die sie fundamental von den meisten europäischen unterscheidet. Diese unter das Schlagwort American Exceptionalism zu fassenden Aspekte stoßen in Europa und besonders in Deutschland auf eine weit verbreitete Ignoranz. Amerika kann also mit gutem Recht als terra incognita im europäischen Bewusstsein bezeichnet werden. Der Fokus wird dennoch nicht auf dem Antiamerikanismus liegen, auch wenn man der Feindschaft gegen Amerika als dem Symbol der Moderne und damit einhergehend der Feindschaft gegen Liberalismus, gegen die Werte der Aufklärung, immer wieder in Alltagssituationen begegnet.

Zwei kurze Beispiele: Vor kurzem war ich gezwungen, an einem Kneipentisch ein Gespräch darüber mit anzuhören, dass es Deutschland endlich gelingen müsse, sich von der „US-Diktatur“ zu befreien. Irgendwie habe ich mir dann die amerikanischen Truppen zurückgewünscht, die nach der Befreiung in Westdeutschland stationiert waren. Zweites Beispiel: Auf dem Weg zur Arbeit kam ich an einem sehr großen Werbeplakat der Firma Bionade vorbei, auf dem stand: „Holunder statt Blackberry“. Die Puristen des Vereins deutsche Sprache e.V.* dürfte dies ebenso freuen wie die Nazis, die eine Zerstörung der deutschen Kultur durch Anglizismen fürchten. Dass die Amerikanisierung der westdeutschen Gesellschaft nach der Zerschlagung des Naziregimes eine immense Zivilisierung darstellte, die dazu geführt hat, dass Deutschland heute eine halbwegs funktionierende Demokratie ist, sei hier nur am Rande erwähnt.

Der Antiamerikanismus steht auch in einer engen Verbindung zum Schwerpunkt dieses Beitrags. Das Lamentieren darüber, dass Amerika eine durch und durch verrottete Gesellschaft sei, geht bis ins 18. Jahrhundert zurück und erreicht im Nationalsozialismus seinen Höhepunkt. Adolf Hitler hielt Amerika für eine „halb verjudete, halb vernegerte Gesellschaft“, die dem Untergang geweiht sei. Derartige Aussagen finden sich auch heute, beispielsweise bei Alain de Benoist, dem Cheftheoretiker der Nouvelle Droite. Wie nahezu jedes ideologische Ressentiment hat auch dieses sozusagen einen wahren Kern – die demografische Zusammensetzung der amerikanischen Gesellschaft und die Geschichte der Einwanderung sehen nämlich gänzlich anders aus als in Kontinentaleuropa.

Die demografische Entwicklung Amerikas

Amerika bot seit dem Beginn der europäischen Einwanderung im 17. Jahrhundert immer wieder politisch oder religiös Verfolgten Aufnahme und die Möglichkeit eines Neuanfangs. Dies trifft in besonderem Maße auf die aus Osteuropa stammenden Juden zu, die in Amerika ein Leben frei von staatlicher antisemitischer Verfolgung und Diskriminierung führen konnten. Dass die Einwanderung Amerika bis heute stark prägt und zur Herausbildung spezifischer politischer Strukturen sowie zu einer weit verbreiteten Toleranz geführt hat, zeigt der neue Bericht des Census Bureau über die zu erwartende Bevölkerungsentwicklung bis 2050. Nicht nur wird die amerikanische Bevölkerung im Gegensatz zu allen anderen Industriestaaten weiter anwachsen, und zwar auf rund 400 Millionen im Jahr 2039 und auf geschätzte 439 Millionen im Jahr 2050. Vor allem wird sich auch der Anteil der ethnischen Gruppen und Minderheiten massiv wandeln. Der Beitrag der New York Times zu dem Bericht hatte deshalb die Überschrift: „Transforming America: Minorities will be in majority in 2042“. Zum ersten Mal wird also der Anteil der weißen Bevölkerung unter 50 Prozent fallen. Zugleich wird sich der Anteil der hispanischen Bevölkerung von 15 auf 30 Prozent erhöhen, ebenso wie sich der Anteil der asiatischstämmigen Amerikaner auf zehn Prozent verdoppeln wird. In einigen Staaten wie Texas und Kalifornien stellen bereits heute die früheren Minderheiten die Mehrheit.

Trotz der jahrhundertlangen Einwanderung und sehr unterschiedlicher Einwanderungswellen ist es der amerikanischen Gesellschaft immer wieder gelungen, die Immigranten nicht nur zu integrieren, sondern sie zu patriotischen Amerikanern zu machen. Auch heute steht Amerika nicht vor den gleichen Problemen wie die europäischen Gesellschaften. Obwohl es ethnisch stark separierte Viertel gibt – man denke nur an die Chinatowns in fast jeder amerikanischen Großstadt –, bildet sich keine Parallelgesellschaft heraus. Denn der Bezug auf die ethnische und kulturelle Herkunft ist anders konnotiert und hat andere Implikationen als in Deutschland. Außerdem ist keine Radikalisierung von Muslimen festzustellen, wie sie sich in vielen europäischen Gesellschaften vollzogen hat. Vor allem nach den Anschlägen in London und der daraus folgenden Debatte über den home-grown terrorism wurden einige vergleichende Studien über Muslime in England und in Amerika veröffentlicht, die eklatante Unterschiede zutage förderten. Eines der zentralen Ergebnisse lautete: Die in Amerika lebenden Muslime sind besser integriert, sie sind moderater und verstehen sich in der absoluten Mehrheit als Muslim-Americans. Diese Punkte verweisen auf eine andere Verfasstheit der amerikanischen Gesellschaft, deren Genese und historische Entwicklung kurz analysiert werden sollen.

Die Geschichte der Einwanderung nach Amerika

Der amerikanische Historiker Oscar Handlin sagte einmal, er habe eine Geschichte der Einwanderung nach Amerika schreiben wollen und dann festgestellt, dass die Einwanderung die amerikanische Geschichte ist. Dass die Neuankömmlinge nicht immer willkommen geheißen wurden, dass es immer wieder ausländerfeindliche, rassistische Gruppierungen gab und bis heute gibt, ist so richtig wie die Tatsache, dass dies der Attraktivität Amerikas als Einwanderungsland nie einen Abbruch getan hat. Amerika erscheint vielen als das Land der Zukunft und der unbegrenzten Möglichkeiten. Der Topos des American Dream ist immer ideologisch aufgeladen und zugleich sehr viel mehr. In ihm reflektiert sich die reale Immigrationserfahrung von Millionen Menschen, die in der Neuen Welt Zuflucht vor Armut und unterdrückenden Verhältnissen fanden. Die amerikanische Geschichte ist zu verstehen als die permanente Kollision der in den Gründungsdokumenten der Republik verankerten Werte mit ihrer (fehlenden) Umsetzung. Doch auch wenn sich die Kluft zwischen Ideal und Realität wohl nie schließen wird und vielleicht auch gar nicht schließen kann, ist es im Laufe der Zeit doch zu einer Annäherung gekommen.

Der Ausgangspunkt der besonderen gesellschaftlichen Struktur Amerikas reicht zurück in die Frühphase der Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents durch europäische Flüchtlinge, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts die ersten Kolonien gründeten. Vor ihrer Ankunft in Amerika waren sie bereits vor religiöser Unterdrückung aus England in die Niederlande geflohen. In der stark religiös geprägten Sicht der Calvinisten erschien die Überfahrt in die Neue Welt als Erfüllung der biblischen Heilsgeschichte, als neuer Exodus. Amerika war für die in Europa religiös Verfolgten das „neue Israel“, das „gelobte Land“. Sie beabsichtigten, A City upon the Hill, ein „neues Jerusalem“ zu gründen, wie es der erste Gouverneur der Kolonie Massachusetts, John Winthrop, in einer Predigt formulierte. Die biblische Metaphorik und der Rekurs auf die Exodusgeschichte wurden maßgebend für das amerikanische Selbstverständnis als Gegenpol zum alten Europa.

Eine religiöse Toleranz bildete sich auch dort nur in widersprüchlichen historischen Prozessen heraus. Generell ist es kennzeichnend, dass religiöse Konflikte anders gelöst wurden als durch bewaffnete Auseinandersetzungen, die für die europäische Geschichte so typisch sind. Bei Unstimmigkeiten kam es beispielsweise zur Gründung einer neuen Siedlung, was durch die massenhafte Verfügbarkeit von dünn besiedeltem Land ermöglicht wurde. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Die von dem Quäker William Penn gegründete Kolonie Pennsylvania wurde zu einem Beispiel für einen pragmatischen und gelassenen Umgang mit religiösen Differenzen und zu einem Zufluchtsort verfolgter religiöser Minderheiten. In der Verfassung wurde Gewissensfreiheit garantiert und ein fortschrittliches Strafgesetzbuch verankert. Der französische Philosoph Voltaire pries Pennsylvania als eine Regierung ohne Priester und sah nur dort die Postulate der Aufklärung realisiert. Die Situation in den Kolonien lässt manifest werden, was Hannah Arendt immer wieder hervorhob: dass dort nämlich im Gegensatz zu Europa die praktischen Erfahrungen den theoretischen Reflexionen vorausgingen. Es war Amerika, das Europa das praktische Beispiel gab, und nicht Europa, das Amerika die Theorie des Kontraktualismus und der Toleranz brachte.

Zum Verständnis dieser Entwicklung sind die Eigenheiten des Puritanismus zu berücksichtigen. Dieser bedarf keiner zentralen Instanz religiöser Autorität wie den Papst, weil er auf der Idee eines Vertrags der Individuen mit Gott basiert, dem so genannten covenant. Damit wird auch jede Form der Vermittlungsinstanz zwischen beiden obsolet und eine Priesterschicht überflüssig. Das wirkte sich auf die Struktur der Kirchengemeinden aus, die nach dem Prinzip des Voluntarismus aufgebaut waren. Die demokratische Organisation der Gemeinden und die auf Freiwilligkeit beruhende Teilnahme wurden später in den Staatstheorien in die Idee der Partizipation am politischen Leben transformiert.

Die amerikanische Revolution und die Dialektik von Einheit und Differenz

Diese frühe Entwicklung legte den Grundstein für die sich in der amerikanischen Revolution von 1776 manifestierende Säkularisierung einer zunächst genuin religiösen Erfahrung. Nicht nur die hohe Alphabetisierungsrate, sondern auch die sich aus der Stellung der Gemeinde ergebende Selbstregierung und lokale Selbstverwaltung führten zur Herausbildung eines politischen Bewusstseins bei einem Großteil der Bevölkerung. Nach der zugespitzten Situation in den Kolonien, die sich in der ersten antikolonialen Revolution der Weltgeschichte entlud, standen die Revolutionäre unmittelbar vor dem praktischen Problem, aus dreizehn Kolonien mit sehr unterschiedlichen Traditionen, zahlreichen verschiedenen Sekten und einer heterogenen Bevölkerung eine gemeinsame Nation hervorgehen zu lassen. Für eine religiös und geografisch stark fragmentierte Gesellschaft war dabei der Föderalismus der Garant des Pluralismus. Nur ein Zersplitterung der Macht und eine Dezentralisierung der politischen Struktur helfe, eine „Tyrannei der Mehrheit“ zu verhindern, schrieb Tocqueville. Nach der erfolgreichen Revolution musste also eines der grundlegenden Probleme der Moderne gemeistert werden: die Dialektik von Einheit und Differenz.

Die theoretische Diskussion darüber findet sich in den Federalist Papers. Besonders der zehnte Artikel gilt als die Konzeptionalisierung des modernen Pluralismusprinzips. Madison schrieb darin: „Solange die menschliche Vernunft fehlbar ist und der Mensch frei ist, sie zu benutzen, wird es unterschiedliche Meinungen geben.“ Angenommen wird demnach, dass es niemals zu einer völligen Übereinstimmung von Interessen in der menschlichen Gesellschaft kommt, sondern Differenzen immer bestehen bleiben. Nicht die Beseitigung dieser Unterschiede oder ihre Harmonisierung ist somit das Ziel, sondern vielmehr ein adäquater Umgang damit. Für Madison bestand dieser Umgang in einer Neutralisierung der Auswirkungen von Meinungsverschiedenheiten durch ihre Institutionalisierung. Deshalb verwarf er auch die direkte Demokratie. Im Gegensatz zu den französischen Revolutionären verwahrten sich die amerikanischen Revolutionäre einer Verherrlichung des Volkes und verfielen nicht dem Glauben, dass es direkt herrschen könne. Sein politischer Einfluss müsse über Institutionen vermittelt sein, um einen Despotismus der Mehrheit zu verhindern. Eine reine Demokratie laufe Gefahr, in eine Ochlokratie, also in eine Herrschaft des Pöbels, umzuschlagen.

Der Anspruch auf die Bewahrung der Pluralität und die Vermeidung von Homogenisierung und Zentralisierung manifestiert sich auch im Motto der Vereinigten Staaten von Amerika: E pluribus unum, aus den vielen eins. Einen Versuch seiner Umsetzung stellen die 1787 verabschiedete Verfassung und der Grundrechtskatalog dar. In ihnen ist ein System der checks and balances festgeschrieben. Weitere grundlegende Elemente sind die Volkssouveränität mit Repräsentationssystem und das Bundesstaatenprinzip, das die Kompetenzen der Zentralgewalt und der Einzelstaaten regelt. Die Verfassung ist aber nicht nur die Institutionalisierung des politischen Pluralismus, sondern auch die Garantie für religiöse Vielfalt. Zur Sicherung der Einheit in dieser Vielheit bedurfte es einer strikten Scheidung von Staat und Glauben.

Die völlige Freiheit des Glaubens wurde gewährt; zugleich wurde dieser aber rigoros aus der öffentlichen Sphäre ferngehalten. Er wurde privatisiert und dadurch neutralisiert. In den Bill of Rights wurde das Prinzip der Religionsfreiheit und der Trennung zwischen Kirche und Staat, die Thomas Jefferson als wall of separation bezeichnete, konstitutionell fixiert. Der bis heute in Amerika wegweisende und nie angetastete erste Zusatz lautet: „Der Kongress darf kein Gesetz erlassen, das die Einführung einer Staatsreligion zum Gegenstand hat, die freie Religionsausübung verbietet, die Rede- und Pressefreiheit oder das Recht des Volkes einschränkt, sich friedlich zu versammeln und die Regierung durch Petition um Abstellung von Missständen zu ersuchen.“ Die amerikanische Verfassung bildet den Abschluss der Genese der amerikanischen Nation und zugleich die Basis für die weitere Entwicklung.

Der Historiker Dan Diner fasste die Besonderheit Amerikas wie folgt zusammen: „Die amerikanische Revolution beruht auf einem Universalismus der Menschen- und Bürgerrechte, dem es nicht auferlegt war, gegen bestehende Verhältnisse anzutreten. Das Privileg Amerikas war es, die Wirklichkeit einer neuen Welt gleichsam aus sich heraus zu erfinden. Die amerikanische Utopie etablierte sich in der Gegenwart, während die kontinentalen Revolutionen jeweils unterschiedliche Visionen in die Zukunft projizierten.“

Die Tradition des Liberalismus und das Selbstverständnis als Amerikaner

Amerika war also frei von historischem Ballast wie Absolutismus und Feudalismus. Nicht nur die Genese einer spezifischen politischen Struktur ist aus den unterschiedlichen Prämissen zu erklären, sondern auch die Entstehung einer Tradition des liberalen politischen Denkens. Schon nach der erfolgreichen Unabhängigkeit blieb eine Konterrevolution aus. Es bildete sich keine reaktionäre Bewegung heraus. Ebenso wenig entstand eine Arbeiterbewegung, die mit der europäischen vergleichbar gewesen wäre. Natürlich gab es militante Klassenkämpfe, aber diese drehten sich um die konkrete Verbesserung der Arbeits- und Lebensumstände. Dieser Kampf wurde auf dem Boden der Verfassung und unter affirmativem Bezug auf sie ausgefochten. Hinzu kommt, dass nicht zuletzt aufgrund der Einwanderung das meritokratische Prinzip das bestimmende wurde: Es zählte nicht die Herkunft oder Tradition, sondern die Leistung.

Aus der Notwendigkeit der Akzeptanz von Differenz und Pluralität entwickelte sich die Tradition des Liberalismus, und ein demokratischer Habitus wurde gesellschaftlich verankert. Außerdem bildete sich eine kritisch-distanzierte Haltung gegenüber Autoritäten heraus, vor allem gegenüber dem Staat. Theodor W. Adorno beschrieb diese Aspekte so: „Wesentlicher und beglückender war die Erfahrung des Substanziellen demokratischer Formen: dass sie in Amerika ins Leben eingesickert sind, während sie zumindest in Deutschland nie mehr als formale Spielregeln waren und, wie ich fürchte, immer noch nicht mehr sind. Drüben lernte ich ein Potenzial realer Humanität kennen, das im alten Europa so kaum vorfindlich ist. Die politische Form der Demokratie ist den Menschen unendlich viel näher.“

Das wirkte sich stark auf den amerikanischen Patriotismus und die Frage aus, was es bedeutet, Amerikanerin und Amerikaner zu sein. Selbstverständlich bedarf auch Amerika als Nationalstaat der Konstruktion einer einheitlichen Identität. Das Einheit stiftende Moment wurde in einer berühmten Formulierung als American Creed bezeichnet. Es meint die Herstellung einer gemeinsamen Identität über den Bezug auf abstrakte politische Werte. Dieser „Patriotismus der Werte“, der Amerika paradigmatisch als zivile Nation auszeichnet, wird immer wieder in symbolischen Handlungen bekräftigt, was die Wichtigkeit der Flagge, des 4. Juli, der Verfassung und des Pledge of Allegiance zeigt. Amerika ist das Gegenkonzept zur ethnisch fundierten Nation; es herrscht ein inklusiver Patriotismus vor. Der Bezug auf die abstrakten, in der Verfassung niedergelegten Werte begründet den Kern dessen, was die Substanz des Amerikaner-Seins ausmacht. Das sich um diesen Kern konstituierende Selbstverständnis muss immer wieder verändert und angepasst werden. Es ist ein permanenter Aushandlungsprozess, und die Diskussion darüber wird in der amerikanischen Gesellschaft auch regelmäßig geführt.

Im zweiten Teil: Das Pluralismusprinzip und die jüdische Einwanderung nach Amerika – Melting Pot oder Cultural Pluralism? – Die Aktualität der Diskussion – Der Multikulturalismus in Europa und die Aporien des Universalismus – Das französische Beispiel – Die Veränderungen des Judentums als Beispiel für die noch ausstehende Entwicklung des Islam? – Die Notwendigkeit einer historischen und komparativen Betrachtungsweise

* Und nicht die Gesellschaft für deutsche Sprache, wie zunächst geschrieben. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.