18.2.06

Karnekrawall

Was ist der Unterschied zwischen Italien und Indien? Na gut, es gibt viele. Ich meine diesen: In Italien läuft Reformminister Roberto Calderoli bei einer Fernsehsendung mit einem T-Shirt auf, das eine der Jyllands Posten-Karikaturen zeigt – und muss wenige Tage später zurücktreten. In Indien setzt Haji Yakub Quereshi, Minister im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Uttar, mehr als 11 Millionen US-Dollar auf die Ermordung eines Zeichners der dänischen Cartoons aus – und darf im Amt bleiben. Seine Begründung für das Ausloben des Kopfgeldes:
„Die Person, die den Propheten beleidigt hat, verdient es nicht zu leben, und jeder – ungeachtet welcher Nationalität –, der den Karikaturisten eliminiert, wird mit Geld belohnt und mit Gold aufgewogen.“
Der dänische Cartoonist Kurt Westergaard, prospektives Opfer dieser steckbrieflichen Suche, bleibt gleichwohl standhaft. Die Frage der schottischen Zeitung The Herald, ob er seine Zeichnungen respektive deren Veröffentlichung inzwischen bedauere, verneinte er. Die „geistige Munition“ für den Terrorismus komme „aus dem Islam“, unterstrich Westergaard, der sich nach einer Reihe von Morddrohungen derzeit unter dem Schutz des dänischen Geheimdienstes an einem geheim gehaltenen Ort aufhalten muss und hofft, bald wieder in seine Wohnung zurückkehren und ein normales Leben führen zu können: „Die Welt ist immer ein gefährlicher Ort. Aber welche Alternativen haben wir?“ Hoffentlich haben die dänischen Fußballer das Interview auch gelesen.

Im vorkarnevalistischen Rheinland warnt man derweil davor, an den närrischen Tagen seinen Schabernack mit dem Propheten zu treiben. Peter König, Präsident des Comitees Düsseldorfer Carneval, dekretierte: „Wir wollen eine Persiflage auf die Obrigkeiten in unserem Land.” Von „fremden Kulturen“ solle man „die Finger lassen“. Gar zum Tabu erklären will Volker Wagner, Präsident des Bundes Deutscher Karneval, möglichen Spott auf den Islam: „Es kann nicht sein, dass wir die Gefühle von Anhängern einer Religion mit Füßen treten.” Man möge den Menschen ihren „kleinen intimen Raum lassen“. Was dort passiert, haben nicht nur Ayaan Hirsi Ali, Necla Kelek und Seyran Ates mit Nachdruck deutlich gemacht.

Ein Tipp an die Jecken in Köln, Düsseldorf und Mainz: Vergesst eure karnevalistischen Autoritäten. Und falls ihr um eure körperliche Unversehrtheit fürchtet, wenn ihr euch mal als Prophet statt wie jedes Jahr als Nonne, Indianer oder George W. Bush verkleidet, hat Lizas Welt eine Lösung: Das rot-weiße Prophetentchen-Shirt – schön dezent, dennoch nicht zu übersehen und sogar langärmlig. Allah, pardon: Alaaf und Helau!