6.5.06

Fränkischer Teamgeist

Hat die Fußball-Uno nicht unlängst höchstselbst verlautbaren lassen, ihr Sport sei heute „das einzige universelle Werkzeug, das Gräben überbrücken kann“? Heißt der offizielle Weltmeisterschafts-Fußball (Foto unten) nicht ganz in diesem Sinne Teamgeist? Tut man bei der FIFA und im Land des WM-Gastgebers nicht alles dafür, damit sich auch staatsoffizielle Holocaustleugner wohl fühlen können und keine Proteste fürchten müssen? Ist man, kurzum, also nicht dabei, wirklich alles Erdenkliche zu tun, um dem eigenartigen Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ Leben einzuhauchen?

Eben. Und da steht niemand nach, dem es um das Gelingen dieser vierwöchigen sportlichen Unternehmung zu tun ist. Auch die Sparkasse Mainfranken nicht, die im Raum Würzburg im Rahmen der Jugendsparwoche Fußbälle an ihre noch nicht volljährigen Kunden verteilte. Auf den Spielgeräten (Foto oben) waren die Flaggen aller teilnehmenden Länder abgebildet – 32 an der Zahl:
„Jetzt könnte man denken: ein nettes Geschenk – so kurz vor der WM, viel besser als die langweiligen Spardosen. Doch der scheinbar harmlose Ball hat für einen handfesten Eklat gesorgt. Denn auf ihm ist auch die Nationalflagge von Saudi-Arabien zu sehen – sie enthält den für viele Muslime vielleicht wichtigsten Spruch aus dem Koran.“
Der da sinngemäß lautet: Allah ist schmächtig, und Mohammed ist ein Prolet. Na und?, ließe sich einwenden. Aber nicht doch:
„Genau hier liegt das Problem. Für Millionen Muslime ist dieser Satz das zentrale Bekenntnis ihres Glaubens, erklärt Saik Al-Moussli, Vorsitzender des Internationalen Islamischen Forums und der islamischen Gemeinschaft in Würzburg: ‚Das Wort ‚Allah’ ist eigentlich das arabische Wort für ‚Gott’ – und wir haben als Muslime ein bisschen Probleme damit, wenn der Name auf einem Blatt Papier auf dem Boden liegt, geschweige denn, wenn damit rumgekickt oder rumgeworfen wird.“
Da werden israelische, amerikanische und dänische Fahnen von einem brandschatzenden islamischen Mob entflammt – aber wenn es jemand wagt, einen harmlosen Fußball mit Fähnchen zu bedrucken, sieht man gleich den Namen des Allmächtigen mit Füßen getreten. Absurd genug – aber es kommt noch schlimmer:
„Bei der Sparkasse Mainfranken respektiert man das natürlich. Hier hat man die Brisanz der Bälle erst im Nachhinein erkannt. Dass an ihnen jemand Anstoß nimmt, hätte Berthold Gehret, der für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, nie gedacht: ‚Wir haben ihn als Spielball angesehen für Kinder. Wir wären auch überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass wir hier den muslimischen Glauben in irgendeiner Weise treffen.’“
Doch statt den letzten Satz gegen die Islamische Gemeinschaft in Würzburg in Anschlag zu bringen und die Plastikkugel weiterhin zu verschenken, passierte dieses:
„Mittlerweile hat sich die Sparkasse bei der islamischen Gemeinschaft in Würzburg entschuldigt. Böse Absicht will den Bänkern ohnehin keiner unterstellen – weder die Leute auf der Straße noch Saik Al-Moussli: ‚Man kann auch in diesem Fall niemandem einen Vorwurf machen, denn viele Leute wissen erst mal nicht, was das bedeutet. Und wir wollen eben keinen Konflikt heraufbeschwören, nur etwas Aufklärendes sagen. Es könnte auch sein, dass diese Geschichte einfach durchgeht, ohne dass irgendjemand sich darüber aufregt – das ist durchaus machbar. Aber ich bin einer, der nicht auf Katastrophen wartet und dann reagiert, sondern vorbeugend handelt.’“
Da werden en passant zwei Begriffe ins Spiel gebracht, die sich ausschließen: Islam und Aufklärung. Und dann wird der reichlich lächerliche Protest gegen den Bankenball auch noch als präventive Maßnahme schön geredet, während die darin enthaltene Drohung noch nicht mal sonderlich verklausuliert daher kommt: „Ich bin einer, der nicht auf Katastrophen wartet und dann reagiert, sondern vorbeugend handelt.“ Wenn der Herr Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft also nicht so ein toller Hecht wäre, der seine leicht erregbaren Landsleute im Griff hat, gäbe es hier rasch einen, nun ja, Flaggenstreit. Und was macht die gute alte Spanke? Den Schalter dicht. Aber was passiert eigentlich mit den 30.000 Bällen, die schon im Großraum Würzburg zirkulieren?
„Zurückbringen werden die Kinder ihre Bälle wohl kaum. Gut möglich, dass die Anregung von Saik Al-Moussli kaum mehr als ein frommer Wunsch bleiben wird: ‚Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Leute die Schrift übermalen mit einer Farbe oder überkleben...’“
Das mit dem frommen Wunsch war ein – vermutlich unbeabsichtigter – Volltreffer. Und so traktieren tausende Blagen den Islam mit ihren Fußballschuhen. Kinder können grausam sein, nicht wahr?

Es gäbe da aber schon eine Idee* für die nächste Kampagne der Mohammed-Groupies. Vielleicht ziehen sie gegen die Produzenten von Rasensamen zu Felde, weil diese es Ungläubigen ermöglichen, mit den Füßen die Farbe Grün zu treten, die dem Propheten gehört. Wetten, dass dann Himmel und, ja doch, Erde in Bewegung gesetzt werden, um der Spielfläche einen neuen Ton zu geben? Ersatzweise könnte man auch auf die staubigen Aschenplätze ausweichen. Die sind in der Regel rot, dafür jedoch eine echte Qual. Aber das Selbstopfer gehört ja dazu.

* Hattip: Marlies Klein