22.8.06

Wesensverwandtschaften

Wann immer George W. Bush etwas sagt, kann man darauf wetten, dass sich Politik und Medien hierzulande mit Gebrüll auf seine Äußerungen stürzen und sie mit einer gehörigen Portion Ressentiment gegen ihren Urheber zu wenden versuchen. Als etwa der amerikanische Präsident jüngst daran erinnerte, dass sich sein Land im Krieg gegen islamische Faschisten“ befinde, entbrannte sogleich eine Diskussion darüber, ob die Verwendung des Terminus Faschismus im Kontext mit der selbst ernannten Religion des Friedens überhaupt zulässig sei. Wunder nimmt das nicht: Niemand glaubt so gut zu wissen, was man unter dem genannten Begriff zu verstehen hat, wie die Deutschen, die nicht nur das Copyright auf ihn beanspruchen, sondern auch darauf bestehen, die richtigen Konsequenzen daraus zu kennen – und die lauten immer noch: Appeasement. Zumal jetzt, wo Israel Krieg gegen diejenigen führt, die keine Gelegenheit auslassen, ihrem Willen zur Vollendung des von den Nazis nicht ganz bewältigten Werkes Ausdruck zu verleihen und ihn im Rahmen ihrer Möglichkeiten in die Tat umzusetzen. Es ist dies ein originär antifaschistischer Krieg des jüdischen Staates – eine Gegebenheit, mit der man sich im postnazistischen Deutschland partout nicht abfinden mag.

Stattdessen hält man es auch dann noch für vordringlich, Verständnis für das Faszinosum Islamismus zu entwickeln, den Dialog der Kulturen einzuklagen und der Frage nachzugehen, „warum sie uns so hassen“, wenn die so anteilnehmend Umsorgten sozusagen nebenan mit vernichtender Gewalt deutlich zu machen versuchen, dass definitiv kein Missverständnis vorliegt, und nur knapp damit scheitern. Es soll sich nicht um Faschismus handeln, wenn in suicide attacks eine größtmögliche Zahl an Juden getroffen werden soll, wenn der iranische Präsident die Shoa leugnet und von einer „Welt ohne Zionismus“ durch Atomwaffen träumt, wenn die Hizbollah zum Endkampf rüstet, wenn der Hamas die Vernichtung Israels Prinzip und Daseinszweck ist und wenn 9/11, Madrid und London längst grauenvolle Zeugnisse des globalisierten Vernichtungsterrors darstellen. Vielmehr attestiert man dieser Einschätzung bloß die mindere Qualität einer Parole oder eines Kampfbegriffs. Denn sie gilt als unseriöse Propaganda, die letztlich vor allem der Bekräftigung der amerikanischen Weltherrschaftspläne diene. Begriffe wie Islamfaschismus oder islamischer Faschismus seien zudem undifferenziert und verwirrend; sie inflationierten den Faschismusbegriff, ignorierten die „Vielfalt“ des Islam und erschwerten es, „problematische Bewegungen aus sich selbst heraus“ zu verstehen, wie es Werner Schiffauer in einem für Ethnologen so unnachahmlichen Slang formulierte.

Solche Einwände sind substanzlos. Dabei gäbe es tatsächlich einen guten Grund, in diesem Kontext auf die Vokabel Faschismus zu verzichten – und zwar deshalb, weil sie die zentrale Rolle des Antisemitismus für den islamistischen Terror nicht erfasst. Denn der Begriff rekurriert auf historische Vorbilder. Doch das Italien Mussolinis etwa und das Spanien der Franco-Zeit unterscheiden sich neben unzweifelhaften Gemeinsamkeiten wesentlich dadurch vom nationalsozialistischen Deutschland, dass für ihre Terrorherrschaft antisemitische Denkfiguren sowie die zu allem entschlossene Verfolgung und Vernichtung aller Juden – oder wen man dafür hält – eine wesentlich geringere Rolle gespielt haben. Dieser Aspekt wurde und wird gerne vernachlässigt, wenn es das Ziel ist, die Spezifika des Nationalsozialismus im Nebel eines alles einebnenden Faschismusbegriffs auf- und also untergehen zu lassen. Trendsetter waren hier einmal mehr die Linken, deren Faschismustheorien stets die Bedeutung des Antisemitismus für die nationalsozialistischen Theorie und Praxis auf eine Art Nebenwiderspruch herunterbrachen: Ein Spaltungsinstrument der herrschenden Klasse gegen die Arbeiter sei er gewesen, darin dem Rassismus gleich; eine Strategie des Monopolkapitals zwecks Verhinderung der Diktatur des Proletariats habe er dargestellt. Der Weltanschauungscharakter des Antisemitismus blieb und bleibt dabei unverstanden, obwohl er die conditio sine qua non des deutschen Nationalsozialismus war, die sich nach 1945 neue Ausdrucksformen suchen musste und im Antizionismus und der so genannten Israel-Kritik fortwest.

Es wäre also nicht von einem Islamfaschismus zu sprechen, sondern besser von einem Islamnazismus oder islamischen Nationalsozialismus, denn in diesen Termini ist – auch wenn sie sperriger klingen – besser aufgehoben, was den Terror der Hamas und Hizbollah, die Staatsideologie vor allem des Iran und Syriens und die suicide attacks ausmacht: ein auf vollständige Vernichtung zielender, also eliminatorischer Antisemitismus. Dieser Wesenszug ist von so großem Gewicht, dass er die Unterschiede zum deutschen Vorbild deutlich überlagert. Denn die Parallelen stechen hervor: Eine alle Bereiche der Gesellschaft bis das zutiefst Private durchdringende Ideologie, deren Welterklärungs- und -herrschaftsanspruch infolge einer angenommenen Überlegenheit der eigenen Anschauungen, die totale Bereitschaft zum Selbstopfer, die Kriegserklärung an die zum Gegenprinzip Erklärten – die auf dieser Welt lebenden Juden nämlich –, das heißt deren Vernichtung um ihrer selbst willen inklusive der Mobilisierung aller verfügbaren Reserven auf dieses Ziel hin, kennzeichnen sowohl den deutschen NS als auch den Islamismus. Hinzu kommt die Idee der Volksgemeinschaft, die soziale Klassen und gesellschaftliche Widersprüche negiert und überformt; die muslimische Glaubensgemeinschaft, die Umma, fungiert im Kontext des islamischen Nazismus als ein solches Kollektiv, das seine zwangsläufigen Feinde hat – innere wie äußere –, die daher folgerichtig ausgemerzt gehören, möglichst zu jeder Zeit und an jedem Ort. Und auch in Bezug auf die repressive Sozialpolitik, den Almosenromantizismus und den an die Regimetreue gekoppelten Wohlfahrtsstaat lassen sich Verwandtschaften zwischen Eintopfsonntag und Winterhilfswerk hier und den Suppenküchen dort feststellen.

Nicht zuletzt wären da noch die Gemeinsamkeiten in Bezug auf die Staatsförmigkeit und den Staatsbegriff beider antisemitischer Ideologien: Sie stehen für den Un-Staat; ihre Protagonisten formieren sich zum neuen Behemoth, der seine Zwecke im Unterschied zum Leviathan nicht „mit der Erhaltung und Verteidigung des menschlichen Lebens in Einklang bringt“, sondern „die Krise in der Verbreitung des Todes als Selbstzweck austrägt“, wie Gerhard Scheit konstatierte. Die Herrschaft wird dabei von entfesselten Banden ausgeübt, von Racket-Formationen, die so dezentral agieren, wie sie auch die Staatsmacht übernehmen können; nach dem Leitsatz „Getrennt marschieren, vereint schlagen“ zielen sie auf Totalität und absolute Zerstörung. Daher wäre mit Scheit zu schlussfolgern:
„Seit es möglich war, dass dieser Unstaat [d.h. der deutsche Nationalsozialismus] sich etablieren konnte, gilt darum auch in den internationalen Beziehungen der neuen kategorische Imperativ: alles zu tun, damit sich Auschwitz nicht wiederhole, und das würde heißen, die Gemeinwesen, die in ihrem Inneren mit der wie auch immer beschränkten Allgemeinheit des Gesetzes ‚ein Minimum an Freiheit’ und individuellen Rechten gewähren, nach außen hin gegen jene Racket-Formationen zu mobilisieren, die dieses Minimum nicht allein zugunsten unmittelbarer Herrschaft beseitigen, sondern eben dadurch die ‚Allgemeinheit’ unbeschränkter Vernichtung durchzusetzen drohen.“
Die augenscheinlichen Gemeinsamkeiten zwischen dem Nationalsozialismus und dem Islamismus erschöpfen sich jedoch nicht in diesen Merkmalen, sondern sie wurden auch historisch bereits manifest; die Zusammenarbeit der Nazis mit dem Mufti von Jerusalem ist dafür sicher das prominenteste Beispiel. Ein deutsches Fernsehmagazin arbeitete kürzlich in einem sehenswerten Beitrag diese Kooperation auf, und auch der amerikanische Anwalt, Strafverteidiger, Professor an der Harvard Law School und Autor Alan M. Dershowitz stellte unlängst noch einmal heraus, was des Muftis Pläne waren, weshalb der Hizbollah-Führer Hassan Nasrallah und der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedjad seine legitimen Nachfolger sind und welche Schnittmengen es zwischen dem eliminatorischen Antisemitismus der Nationalsozialisten und dem der Islamisten gibt. Lizas Welt hat Dershowitz’ Text ins Deutsche übersetzt.


Alan M. Dershowitz

Die Endlösung der Hizbollah

Front Page Magazine, 11. August 2006

Die Einzigartigkeit des Holocaust bestand nicht im Entschluss der Nazis, die in Deutschland lebenden Juden umzubringen und darüber hinaus die im benachbarten Polen. [Auch] andere Genozide, wie etwa der durch die Kambodschaner und der durch die Türken, versuchten bestimmte Gebiete von so genannten Unerwünschten zu befreien, indem man diese tötete. Die völlige Singularität des Holocaust bestand [vielmehr] in dem Plan der Nazis, alle Juden weltweit in Todeslagern zu „versammeln“ und der jüdischen „Rasse“ für immer ein Ende zu bereiten. Das war fast erfolgreich. Die Nazis sperrten Zehntausende von Juden ein (darunter Säuglinge, Frauen und ältere Menschen), die aus den entlegensten Ecken der Welt kamen – von der Insel Rhodos, aus Thessaloniki und aus anderen unbedeutenden Orten –, um sie in Auschwitz und anderen Todeslagern zu vergasen.

Der offizielle Führer der palästinensischen Muslime – Hadj Amin Al-Husseini, der Großmufti von Jerusalem – kollaborierte während des Genozids durch die Nazis. Er verkündete, dass er versuche, „die Probleme des jüdischen Elements in Palästina und anderen arabischen Ländern“ mit „der gleichen Methode“ wie „in den Achsenmächten“ zu „lösen“. Husseini, der die Kriegsjahre in Berlin verbrachte und später in Nürnberg zum Nazi-Kriegsverbrecher erklärt wurde, schrieb Folgendes in seinen Memoiren:
„Unsere Grundbedingung für eine Zusammenarbeit mit Deutschland war es, freie Hand bei der Ausrottung auch des letzten Juden in Palästina und der arabischen Welt zu haben. Ich bat Hitler um ein explizites Versprechen, uns die Lösung des jüdischen Problems auf eine Art und Weise zu genehmigen, die unseren nationalen und rassischen Bestrebungen entspricht und den wissenschaftlichen Methoden folgt, die von Deutschland zur Behandlung seiner Juden erfunden wurde. Die Antwort, die ich bekam, lautete: ‚Die Juden sind Ihre.’“
Husseini plante ein Auschwitz nachempfundenes Todeslager für Juden, das in Nablus gebaut werden sollte. Es wurde im Radio der Nazis gesendet, als er nach einem Genozid an allen auf der Welt lebenden Juden rief: „Tötet die Juden, wo immer ihr sie findet – das gefällt Gott, der Geschichte und der Religion.“ Professor Edward Said bestätigte, dass dieser Nazi-Kollaborateur und genozidale Antisemit „den palästinensisch-arabischen Konsens repräsentierte“ und „die Stimme des palästinensischen Volkes war“. Jassir Arafat bezog sich auf Husseini als „unseren Helden“.

Niemals zuvor oder danach in der Weltgeschichte hat ein tyrannisches Regime danach gestrebt, alle Mitglieder einer bestimmten rassischen, religiösen, ethnischen oder kulturellen Gruppe zu ermorden, gleich, wo diese leben – bis heute nicht. Die Absicht der Hizbollah ist es nicht, „die Besatzung Palästinas zu beenden“. Ihr Ziel ist es, die Juden dieser Welt zu töten. Man höre auf die Worte ihres Führers, Scheich Hassan Nasrallah: „Wenn sich die Juden alle in Israel versammeln, erspart uns das den Ärger, sie weltweit zu verfolgen.“ (New York Times, 23. Mai 2004) Nasrallah ist heute einer der am meisten bewunderten Männer in der muslimischen und arabischen Welt. Hitler äußerte ähnliche Drohungen in „Mein Kampf“, aber sie wurden weitestgehend ignoriert. Nasrallah ist berühmt dafür, dass er seine Versprechen hält.

Seine genozidalen Absichten – alle Juden zu töten – wurden durch zwei jüngere Äußerungen noch einmal unterstrichen. Er forderte die Araber und Muslime auf, Haifa zu verlassen, damit die Raketen nur Juden töten. Und er entschuldigte sich dafür, den Tod von drei arabischen Israelis in Nazareth verursacht zu haben, als eine Katjuscha die religiös gemischte israelische Stadt traf. Die Hizbollah arbeitete auch eng mit argentinischen Neonazis zusammen, um ein jüdisches Gemeindezentrum in die Luft zu jagen und Dutzende von Juden zu ermorden. Nasrallah ist ein moderner Hitler, dem es aktuell an Kapazitäten dafür fehlt, seinen Genozid in die Tat umzusetzen. Aber er ist ein Alliierter des Iran, der bald die Kapazitäten dafür haben wird, um Israels fünf Millionen Juden zu töten. Man höre, was der frühere Präsident des Iran zur Verwendung der Atomwaffen seines Staates zu sagen hatte:
„Hashemi Rafsandjani, der frühere Präsident des Iran, hat Israel die nukleare Zerstörung angedroht, indem er damit prahlte, dass ein Angriff nicht weniger als fünf Millionen Juden töten würde. Rafsandjani schätzte, dass der Iran selbst bei einer israelischen Vergeltung in Form einer eigenen Atombombe wahrscheinlich nur fünfzehn Millionen Menschen verlieren würde, die nach seinen Worten ein kleines ‚Opfer’ angesichts von Milliarden Muslimen in der Welt seien.“
Und nun höre man dem gegenwärtigen Präsidenten des Iran, Mahmud Ahmadinedjad, zu, der den Nazi-Holocaust leugnet, aber nach einem modernen Holocaust ruft, der „Israel von der Landkarte tilgen“ würde. Trotz dieser antisemitischen und genozidalen Drohungen bewundern einige der extremen Linken Nasrallah und seine bigotte Organisation, wie auch den Iran und seinen antisemitischen Präsidenten. Andere wiederum scheinen seine Drohungen nicht ernst zu nehmen. Der notorische jüdische Antisemit Norman Finkelstein beispielsweise sagte: „Im Rückblick bedaure ich vor allem, dass ich nicht noch energischer öffentlich die Hizbollah gegen terroristische Einschüchterungen und Angriffe verteidigt habe.“

Finkelsteins Hass gegen Juden geht so weit, dass er mittlerweile unterstellt, seine eigene Mutter, die den Nazi-Holocaust überlebte, könnte mit den Nazis kollaboriert haben. Wenn dem so ist, scheint die Kollaboration mit dem Bösen in der Familie zu liegen, denn Finkelstein ist eindeutig ein Kollaborateur mit der Hizbollah, dem Antisemitismus und dem Nazismus geworden. Finkelsteins Website ist voll mit Werbung für die Hizbollah, atemberaubende Nachdrucke von Reden Nasrallahs eingeschlossen. Noam Chomsky, der eng mit Finkelstein zusammenarbeitet, sagte über diesen, er sei „eine Person, die mit mehr Autorität und Einblick über diese Themen (Israel und Antisemitismus) sprechen kann als alle anderen, die mir einfallen“.

Die Achse Iran-Hizbollah ist die größte Bedrohung für den Weltfrieden, für das jüdische Überleben, für westliche Werte und für die Zivilisation. Jene wie Finkelstein, die die Hizbollah unterstützen, und sogar jene, die sich weigern, gegen das Böse zu kämpfen, sind auf der falschen Seite der Geschichte. Sie sind Kollaborateure mit den Islamfaschisten – der heutigen Version des Nazismus.

Hattips: Thomas von der Osten-Sacken, Bernd Dahlenburg