1.2.07

Go, Canada, go!

In Old Europe ist es inzwischen bekanntlich zur schlechten Normalität geworden, trotz unmissverständlicher Vernichtungsdrohungen der Hamas gegen Israel immer wieder den Dialog mit der Gotteskriegertruppe einzufordern. Unlängst hatte beispielsweise der EU-Außenbeauftragte Javier Solana bekräftigt: „Ich glaube nicht, dass es das Wesen der Hamas ist, Israel zu vernichten. Ihr Wesen ist die Befreiung der Palästinenser.“ Natürlich äußerte er dies als „guter Freund Israels“, der gleichwohl in Sorge sei, weil „einige der Positionen mancher israelischer Politiker nicht die besten Rezepte sind, um die Sicherheit Israels zu gewährleisten“. Schließlich helfe nur unablässiges Verhandeln, denn: Mit seinen Feinden zu sprechen, ist kein Appeasement.“ Gänzlich anders sieht man das in Kanada, dessen Premierminister Stephen Harper die Unterstützung des jüdischen Staates als „grundlegend für die Werte dieser Nation“ begreift und daher jegliche Unterhaltung mit den Islamisten rundweg ablehnt: „Diejenigen, die Israel angriffen, und diejenigen, die diese Angriffe finanzierten, suchen, was sie und ihresgleichen schon immer suchten: die Zerstörung Israels und die Vernichtung des jüdischen Volkes.“

Und das sind nicht nur hehre Worte; die kanadische Regierung demonstrierte erst kürzlich wieder, dass sie sie auch ernst meint: Als sich ihr Außenminister Peter MacKay (Foto oben) vor Wochenfrist auf einer Nahostreise befand, traf er sich unter anderem mit seiner israelischen Amtskollegin Tzipi Livni sowie Israels Premierminister Ehud Olmert und nahm die Schäden in Augenschein, die die Hizbollah während des Krieges im Sommer im israelischen Norden angerichtet hatte. Auch eine ergebnislose Unterredung mit Mahmud Abbas stand auf MacKays Programm; der Hamas jedoch verweigerte er konsequent ein Treffen. Das brachte den palästinensischen Außenrepräsentanten Mahmud Zahar – ein Mitgründer der Islamistenpartei – auf die Palme, der daraufhin erst einmal eine mehrstündige Pressekonferenz einberief und dort unverblümt zur Sache kam: Kanada riskiere, zum „Feind des palästinensischen Volkes und der islamischen Bewegung“ zu werden, wenn es die Hamas boykottiere und sich offen an die Seite Israels stelle, sagte er. Die kanadischen Wähler müssten die „extremistische konservative Regierung“ aus dem Amt jagen.

Aber das war noch nicht alles. Denn Zahar (Foto) lief, als es um den jüdischen Staat ging, erst so richtig heiß: „Was bietet Ihnen Israel? Nichts. Was erreichen Sie mit solch einer Politik? Was haben Sie gewonnen? Nichts, den Hass unschuldiger Menschen ausgenommen. Wenn Sie der Schwanz des amerikanischen Hundes sein wollen, liegt es an ihnen“, blaffte er in Richtung MacKay und ließ noch eine unverhohlene Drohung folgen: „Um der Zukunft willen – in einem Jahrzehnt, zwei oder drei – ist der einzige Weg, allen zu helfen, die Kooperation mit den islamischen Bewegungen und arabischen Ländern, denn diese sind nicht Ihr Feind.“ Doch selbst damit begnügte er sich nicht, denn es fehlte noch etwas Entscheidendes: „Eine große islamische Nation sollte im Nahen Osten etabliert werden, und wohin geht dann Israel? Es sollte nach Kanada gehen. Dort gibt es viel offenes Land, auf dem sich ein jüdischer Staat ansiedeln kann.“ So eine Art Madagaskar-Lösung schwebt Zahar also vor, und man kann nicht behaupten, dass er keinen Sinn für historische Vergleiche hätte; da es sich bei den Hamas-Mitgliedern nämlich nicht um Terroristen, sondern um Freiheitskämpfer handle, folge daraus: „Es gibt keinen Unterschied zwischen uns und dem französischen Widerstand gegen die Besatzung durch die Nazis während des Zweiten Weltkriegs.“

Israel als Reinkarnation des Nationalsozialismus, die Gotteskrieger als Wiedergeburt der Résistance, ein judenfreier Naher Osten – neu ist das alles nicht, was Mahmud Zahar im ideologischen Angebot hat, gleichwohl jedoch nicht minder absurd und mörderisch. Doch selbst solche Sentenzen werden die Alteuropäer nicht von ihrer Verhandlungsbereitschaft abbringen, während die kanadische Regierung das einzig Richtige tut, wenn sie diesen antisemitischen Furor unnachgiebig mit Gesprächsverweigerung bedenkt. Das ist selten genug auf diesem Planeten und daher umso bemerkenswerter.

Übersetzungen: Lizas Welt – Hattip: Sonja Wanner