21.2.06

Jagd nach Lidl, dreilagig

Am kommenden Donnerstag wird vor dem Amtsgericht Lüdinghausen der Prozess gegen Manfred van Hove stattfinden, dem vorgeworfen wird, durch die Verbreitung von Toilettenpapier mit dem Stempel „KORAN, DER HEILGE QUR-ÄN“ gegen den § 166 StGB verstoßen und den Islam verunglimpft zu haben (siehe den Beitrag Koranrolle vorwärts in diesem Blog). Lizas Welt hat den Angeklagten per E-Mail erreicht und ihn gebeten, ein paar Zeilen zu seiner Aktion sowie zu der anstehenden Gerichtsverhandlung zu verlieren. Die Veröffentlichung erfolgt mit seiner ausdrücklichen Zustimmung.

Ende dieser Woche wird an dieser Stelle ein Bericht zum Ausgang des Prozesses und voraussichtlich auch ein Interview mit van Hove zu lesen sein.

Hallo Lizas Welt,

wegen massiver Morddrohungen lebe ich zur Zeit auf Anraten der Sicherheitsbehörden wie mein eigener Schatten, mein Leben befindet sich derzeit dadurch in einem ungeregelten Chaos. In meinem Briefkasten fand sich unter anderen eine Pistolenpatrone. Leider haben wir in Teilen der Gesellschaft bereits bürgerkriegsähnliche Verhältnisse, und man ist nicht einmal mehr im eigenen Land sicher, wenn man seine Grundrechte ausübt. Erst die angebliche oder tatsächliche Beleidigung des Islam scheint die Behörden in Bewegung zu setzen.

Hätte dieser Stempel „Die Bibel“ gelautet, es hätte sicher niemanden interessiert. Eigentlich ist das Ganze ein Stück Realsatire: Der Staatsschutz geht mit großer Mannschaft auf die Jagd nach Lidl, 3-lagig, und eben dieses Stück Papier löst eine diplomatische Note aus – es wäre der Stoff für eine Satire durch Kishon.

Die Aktion mag man mehr oder weniger geschmackvoll finden. Um sie letztlich beurteilen zu könne, muss man den Gesamtzusammenhang kennen. Dazu ganz kurz eine Bemerkung: Am Dolch, mit dem van Gogh ermordet wurde, hing ein Zettel mit einem Koranvers, Sure 5, Vers 33: „Der Lohn derer, die Krieg führen gegen Allah und seine Gesandten und Unordnung im Land zu erregen trachten, wäre der, dass sie getötet oder gekreuzigt werden sollten oder dass ihnen Hände und Füße abgeschlagen werden sollten für den Ungehorsam oder dass sie aus dem Land vertrieben würden. Das würde eine Schmach für sie sein in dieser Welt; und im Jenseits wird ihnen schwere Strafe.“

Der Umstand, dass der Koran mit genau diesem Vers in jeder Buchhandlung frei verkäuflich ist und auch in den deutschen Moscheen ausliegt, war der Auslöser. Es ist geradezu eine Einladung für jeden Moslem, diesem Vorbild zu folgen.

Ich erwarte von dieser Gesellschaft, dass sie für jeden Bürger den Freiraum schafft, auch den Islam wie jede gesellschaftliche Gruppe auch so zu kritisieren und zu karikieren, wie es mit der katholischen Kirche seit Jahren geschieht, ohne dass man um sein eigenes Leben fürchten muss. Dies ist derzeit nicht gegeben. Ich war selbst aus beruflichen Gründen 15 Jahre im Nahen Osten stationiert, davon 6 Jahre im Irak, und kenne diese Ecke der Welt besser als die meisten Mitbürger. Dabei habe ich oft schmerzhaft erlebt, was diese Religion real verursacht.

Viele Grüße
Manfred van Hove
Noch mehr zur rheinisch-westfälischen Sharifizierung findet sich bei typoskript.net.