15.9.06

Cain the Brain

Ein paar abschließende Worte noch zu Jürgen Cain Külbel, der urplötzlich das Rechtswesen des verhassten Klassenfeindes entdeckt hat und ansonsten ein rechter Nerd und Paranoiker zu sein scheint, weshalb er schon frühmorgens, einem stummen Zwang folgend, die Tastatur seines Rechners malträtieren muss. Also jagte er – nachdem sein gestriges standgerichtähnliches Ultimatum ergebnislos verstrichen war und sich auch nächtens nichts getan hatte, was in seinem Sinne gewesen wäre – ab siebenuhrfünfzehn einen Haufen E-Mails durch die Leitung (Rechtschreibung, Zeichensetzung und dergleichen wie immer im Original): „Was ich nicht zustande bringe, gelingt Ihnen tadellos: Das Messer klammheimlich von hinten in den Rücken und mit der Eleganz jener feigen meuchelmordende Ratte, die Mensch verachtet“, freislerte sich Külbel eine Dolchstoßlegende zusammen, die gleichwohl nicht ohne Neid auf den Gegner blieb: „Ich gestehe, Sie genießen einen prächtigen Vorteil, denn wie mutig und gut läßt es sich diffamieren, wenn man selbst, der Hetzer, anonym bleiben kann!!“ Woraus allemal folge: „Moralisch stark sind Sie wohl nicht; eher einer dieser zuarbeitenden Diederich Heßlinge, denen im Kampf mit offenem Visier die Knie schlottern, die sich einnässen, wenn es ernst wird.“ Nein, Feigheit vor dem Feind ist das Ding eines karatekämpfenden Kriminalkommunisten weiß Stalin nicht. Daher muss der Lektürekurs von Heinrich Manns Der Untertan schon mal warten, auch wenn Halbwissen bekanntlich oft ärger ist als eine völlige Unkenntnis der Materie.

Wer hilft in solch trüben Zeiten? Mao! Dessen Schaffen und Wirken war schließlich frei von den Zumutungen des Denkens und daher geprägt von den ganz besonders einfältigen, pardon: einfachen Parolen, die sich auch seine Gefolgschaft problemlos behalten konnte. Dass beispielsweise der Kampf des Feindes gegen „uns“ gut sei und nicht schlecht, ist so ein Merksatz, der allerweil seines politischen Mehrwerts harrt. Ergo schrieb Külbel nach dem Studium der Beiträge auf der Achse des Guten, die sich seiner annahmen, an den „sehr geehrten Herrn Broder“ (und in Kopie an Lizas Welt): „Ich finde es bemerkenswert, dass Sie auf mich aufmerksam geworden sind und persönlich für eine Verbreitung meines Namens sorgen“. Na schön, lieber einen schlechten Ruf als gar keinen, darin waren sich Nazi und Narzisst schon immer einig. Es folgte die aufgeplusterte Aufforderung an Henryk M. Broder, seinen „Adepten“, „welche die Chaise ins Rollen brachten“ (Külbel, dessen ganzes Streben darauf ausgerichtet ist, Adept zu sein, meinte vermutlich Schose, auch Chose geschrieben, verwechselte offenbar aber das alltagssprachliche Synonym für Angelegenheit mit der vor allem im Badischen verwendeten Bezeichnung für einen zweiachsigen Handwagen), die Veröffentlichung von Külbels „Antwort auf Lizas anonymen Brandbrief“ zu befehligen respektive selbst vorzunehmen. So schreibt ein vormaliger „Fahnder in Mordsachen“, der es einfach nicht verwinden kann, nicht mehr über die Mittel zur autoritären Sanktionierung all derer zu verfügen, die er aus tiefstem Herzen hasst.

Da ist es nur konsequent, sich dem Nasrallah und seinem judenmordenden Fußvolk an den Hals zu werfen – nicht ohne zuvor mit dem Persilschein zu wedeln, den sich jeder Antisemit ausstellt, der es mit den Juden in Wahrheit nur gut meint: „Meine Frau näht Kippas für Freunde“, steht auf Külbels selbst gewerkelter Bescheinigung. Und während er vergeblich auf die Unterlassungserklärung und die Tilgung des Weblogs wartete*, hieb der alte Kämpfer schon mal ein Bekennerschreiben in die Tasten: „Aber anderes treibt mich um: Ich muß reumütig eingestehen, daß ich tatsächlich einen Fehler, und zwar einen schwerwiegenden, beinahe nicht wieder gut zu machenden, begangen habe: Ich kopierte nämlich den mir suspekten Absatz aus dem Beitrag dieses anonym schreibenden Feiglings Liza komplett in meinen Widerruf. Mokieren“ – er meinte monieren, aber wenn das Testosteron auf den Synapsen einen Debka schuhplattlert, leidet halt auch die Semantik Not – „tue ich selbstverständlich nur das Urteil dieses Hasenfußes meine angebliche Nichtanteilnahme betreffend. Also nehmen Sie und Ihresgleichen dringend zur Kenntnis, was meine Leserschaft sowieso nicht anzweifelt: Ich zähle viele und mir persönlich bekannte Mitglieder der Hisbollah tatsächlich zu meinen Freunden“.

Daran war nie ein Zweifel, und genauso stand es hier auch; wie das nun mit seiner Klage über den Vorwurf der fehlenden Empathie den Opfern der Hizbollah und ihrer Freunde gegenüber zusammenpassen soll, bleibt gleichwohl ein Rätsel: Ist es Schizophrenie? Dialektik? Oder nur ein Werbegag? Vielleicht alles in einem: „Gern möchte ich auch darauf aufmerksam machen, dass demnächst in Frankreich ein Gemeinschaftsbuch erscheinen wird, in dem ich über die mehrjährigen Vorbereitungen des jüngsten Überfalls des Staates Israel auf den Libanon schreibe, was selbstverständlich auch Ihr Problem Hisbollah tangiert.“ Schrieb’s und schloss mit einem vernehmlichen Allahu akbar: „Ich werde sie über meine weitere Arbeit informieren und bitte um aktive Vernichtung.“ Für die wird er schon selbst sorgen müssen; wo er die entsprechenden Tipps bekommt, muss man ihm aber sicher nicht sagen. Vielleicht haben dann auch all die Frustrationen ein Ende, die das irdische Dasein des Jürgen Cain Külbel ganz offensichtlich prägen: die politischen, die beruflichen, die persönlichen und auch die sexuellen. Es wäre zu wünschen – ihm und auch denen, auf deren Nerven er herumtrampelt: „Sehr geehrter Herr Broder, seien Sie doch endlich ach so gut, meine Erwiderung in Ihr Tagebuch zu stellen; oder klappt’s dann mit der Gliedsteife nicht mehr, dem Exhibitionieren, ihren geschriebenen Fantasien? Ich bitte darum; denn alles andere ist unseriös. Das sollten Sie nicht nötig haben.“ Freud hätte seinen Spaß an einer dergestalt deformierten Persönlichkeit und ihren feuchten Projektionen gehabt.

Und damit sei die Akte Külbel vorerst geschlossen, nicht ohne Dank zu sagen für die zahlreichen E-Mails, mit denen Lizas Welt in vielfältiger Form Solidarität ausgesprochen und Unterstützung angeboten wurde, und für die vielen Beiträge auf Weblogs, die die Causa zum Thema hatten und weitere Details über Külbels kreativen Kampf gegen die zionistische Weltverschwörung offenbarten. Nachfolgend eine Übersicht.**

Achse des Guten (Henryk M. Broder): Lauter Kämpfer vor dem Herrn
Achse des Guten (Henryk M. Broder): Alles im Külbel
Achse des Guten (Henryk M. Broder): Karate Kid macht auf Rumpelstilzchen
Augenzuppler: Causa Külbel versus Lizas Welt
Augenzuppler
: Linksruck-Kulturarbeit heißt Intifada bis zum Sieg
A7 revisited: Lizas Welt vs. Jürgen Cain Külbel
Freunde der offenen Gesellschaft: Aus dem Kü(l)bel geschöpft
Fuchsbau: Herr Külbel nun auch Frauenhasser?
GeistesWelt: Wer zum Teufel ist dieser Külbel?
Greasepaint Mustache: Cain und aber
Meisterleistungen: Feindbild Broder im Muslim-Markt
Mussi
: Das ist zum Külbeln
No Blood for Sauerkraut: Aus dem Kü(l)bel geschöpft
Planet Hop: „Ey, isch kann Karate!“
Politically Incorrect: Wer ist das?
Side Effects: Nasrallahs kleine Helferlein
Spange: Dette wars?!
Spirit of Entebbe: Anmerkung zur causa Liza vs. Külbelböck
Starblog: Karatetiger 1 mit Fortsetzung (vermutlich)
Täglich alles: Der Antiimperialist schlägt zurück
Täglich alles: „Cain the Brain“ schreibt ’nen Brief
Täglich alles: Ab 12 Uhr wird zurückgeschossen
Telegehirn
: Jürgen Cain Külbel und der Antisemitismus
Telegehirn: Ultimatum eines Antisemiten
Torsun
: Ach übrigens, Herr Külbel
tw_24: Das 11. Gebot: Du sollst Antisemiten nicht Antisemiten nennen

* Dass Lizas Welt heute Vormittag etwa eineinhalb Stunden offline war, scheint nicht einem virtuellen Karateschlag geschuldet zu sein, sondern technischen Problemen des Weblog-Anbieters; zumindest war in dieser Zeit kein einziger Blogspot zu erreichen.

** Ohne Anspruch auf Vollständigkeit; Ergänzungen sind erwünscht und erbeten.