24.12.07

Schöne Bescherung

Gibt es eine noch nie da gewesene Schlagzeile, mit der die schier unermessliche Brutalität und Unmenschlichkeit des jüdischen Staates in besonders herzzerreißender Weise angeprangert werden kann? Es gibt sie: „Israelische Grenzer verprügeln Weihnachtsmann“, lautete die markerschütternde Überschrift einer Meldung der Agence France Press (AFP), die kurz vor dem Fest der Liebe unter anderem vom Tagesspiegel und der Zeit übernommen wurde. „Geschenke hatte er nicht dabei, nur die Idee des Friedens zwischen den Völkern: Bei einer Demo gegen die Sperranlagen im Westjordanland wurde ein Weihnachtsmann unschön empfangen“, hob die Nachricht in ergreifendem Ton an, um dann zu präzisieren: „Etwa 50 Palästinenser unterstützt von Friedensaktivisten aus Israel und anderen Ländern haben in der Ortschaft Um Saloma nahe Bethlehem gegen den Sperrzaun demonstriert. Mit Schlagstöcken bewaffnete israelische Grenzer hätten auf fünf Demonstranten – unter ihnen der ‚Weihnachtsmann’ – eingeschlagen und einen Teilnehmer festgenommen, teilten die Organisatoren der Protestaktion mit.“

Nichts ist den Israelis heilig, lautet also die Botschaft, nicht mal ein leibhaftiger Santa Claus in der Nähe des unbarmherzig von einem Trennzaun umgebenen Geburtsorts Jesu Christi. Grundlos geschlagen haben die Schergen des Judenstaates ihn – der doch nur „die Idee des Friedens zwischen den Völkern“ popularisieren wollte (symbolisiert, na logisch, durch die palästinensische Fahne, die er fest in der Hand hielt) – und vier weitere, selbstverständlich ebenfalls vollkommen harmlose „Friedensaktivisten aus Israel und anderen Ländern“. Zumindest behaupteten das die „Organisatoren der Protestaktion“; die israelische Armee hingegen betonte, sie habe einige Demonstranten nach Ausschreitungen zunächst festgenommen, nach kurzer Zeit jedoch wieder freigelassen. Es gab also offenbar unterschiedliche Angaben darüber, was sich da nahe Bethlehem zugetragen hatte – doch die AFP stellte sich schließlich ohne weitere Prüfung des Sachverhalts auf die Seite der antiisraelischen Demonstranten.

Das zu der Meldung gehörende Foto von Musa al-Shaer – dessen Nachname übrigens so viel bedeutet wie „der Dichter“ – war denn auch entsprechend untertitelt: „Ein israelischer Soldat greift einen als Weihnachtsmann verkleideten Palästinenser an.“ Doch weder auf diesem noch auf den anderen Bildern, die von verschiedenen Agenturen veröffentlicht wurden, ist ein solcher Angriff zu sehen – und dass Santa Claus gar verprügelt wird, ist erst recht nicht zu erkennen. Die Fotos lassen vielmehr umgekehrt vermuten, dass es der „Weihnachtsmann“ war, von dem die Aggression ausging. Denn er war ganz offensichtlich nach Kräften bemüht, einen Mitstreiter aus dem Griff eines IDF-Soldaten zu befreien (siehe Bild oben). Die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) schrieb denn auch ganz im Gegensatz zu ihren Kollegen von der AFP: „Ein als Weihnachtsmann verkleideter palästinensischer Demonstrant versucht, einen israelischen Soldaten daran zu hindern, einen anderen Demonstranten festzunehmen.“

Ganz so friedfertig hat sich die Manifestation gegen den Sicherheitszaun also möglicherweise doch nicht zugetragen. Und der Rotgewandete, der da angeblich verdroschen wurde, sprang später immer wieder aufgedreht und putzmunter mit seiner großen Palästinafahne durch diverse Bilder, stets darauf bedacht, die israelischen Soldaten mit Provokationen herauszufordern. Die Fotos dokumentieren also keineswegs einen unbegründeten Prügeleinsatz der IDF, sondern legen vielmehr eine Inszenierung der Demonstranten nahe, die offenbar darauf gesetzt haben, just die Meldung herbeizuführen, die AFP schließlich auch verfasste – und die von deutschen Medien unbesehen gekauft wurde. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang auch der Schlussabsatz der Nachricht, der den Eindruck vermittelt, bei dem Zaun handle es sich um eine reine Willkürmaßnahme Israels. Dass nach dessen Bau die Zahl der Selbstmordattentate drastisch zurückging, also die Sicherheit der Bürger Israels verbessert wurde, wird nicht einmal erwähnt. Aber das hätte den antiisraelischen Tenor der Weihnachtsbotschaft ja auch konterkariert.

Hattips: Gudrun Eussner, Spirit of Entebbe