9.3.09

Rache ist Blutwurst



Sie hatten es angekündigt, und sie haben es wirklich getan:
Dutzende antiisraelische Aktivisten lieferten sich am Samstag Straßenschlachten mit der Polizei beim Versuch, die verschlossene Halle zu stürmen, in der das Tennis-Daviscup-Spiel Schweden gegen Israel stattfand. Die Demonstranten warfen Steine und Feuerwerkskörper auf Polizeiwagen, als sie die Absperrungen durchbrechen wollten, durch die sie von der Halle fern gehalten werden sollten. Hunderte Bereitschaftspolizisten drängten die Aktivisten mit Hilfe von Schlagstöcken zurück. Berichten zufolge gab es keine Verletzten; fünf Personen seien jedoch festgenommen worden, sagte Polizeisprecher Lars Hakan Lindholm. Die Ausschreitungen brachen im Anschluss an eine Demonstration aus, die im Stadtzentrum von Malmö stattgefunden hatte. 7.000 Menschen hatten sich dort versammelt, um Reden zu hören, in denen Israels Vorgehen im Gazastreifen verurteilt und die Unterstützung der Palästinenser gefordert wurde.

Die Organisatoren des Protests unter dem Motto „Stoppt das Match“ hatten eine friedliche Demonstration angekündigt, doch linksextreme Aktivisten schworen, das Tennisspiel, das in Malmö vor leeren Rängen ausgetragen wurde, zu sprengen. Der Vorsitzende der schwedischen Linkspartei, Lars Ohly, sagte auf der Demonstration, die Europäische Union und der Rest der Welt sollten „das rassistische Regime in Israel boykottieren“. Einige Demonstrationsteilnehmer marschierten schließlich auf die Halle zu und griffen dort die Polizei mit Eiern, Steinen und Feuerwerkskörpern an. Das Tennis-Doppel zwischen Schweden und Israel begann dennoch wie geplant vor rund 300 ausgewählten Gästen, die von den beiden Tennisverbänden eingeladen worden waren.
Dazu muss man noch wissen, dass der Stadtrat von Malmö eine Doppelfunktion ausgeübt hat: Zum einen war er als Vermieter der Halle unmittelbar in die Organisation des Daviscup-Spiels eingebunden, zum anderen gehört seiner linken Mehrheit eine Reihe von Parteien an, die die „Stoppt das Match“-Aktivitäten getragen haben. Das heißt: Als antiisraelische Demonstranten hätten die linken Stadträte die Partie am liebsten ganz verhindert, als linke Stadträte haben die antiisraelischen Demonstranten dann zumindest durchgesetzt, dass die Begegnung ohne Zuschauer über die Bühne gehen muss – mit der Begründung, die Sicherheit der israelischen Spieler könne nicht gewährleistet werden. (Dass das eine faule Ausrede war, hat die Polizei übrigens sofort deutlich gemacht.) Oder noch kürzer: Der antisemitische Mob hat in Malmö ein internationales Wettbewerbsspiel mit israelischer Beteiligung nachhaltig gestört.

Aus der Parlamentsfraktion dieses Mobs hatte der sozialdemokratische Malmöer Stadtratsvorsitzende Ilmar Reepalu bereits zuvor immer wieder kund getan, es gehe ihm nicht nur um die anstehenden Tennis-Matches: „Meine Meinung nach sollte man generell überhaupt nicht gegen Israel spielen“, hatte er beispielsweise gegenüber der Tageszeitung Sydsvenskan erklärt und die israelische Intervention in Gaza als Grund geltend gemacht. Israel sei der Aggressor gewesen und habe mehr als vierhundert palästinensische Kinder umgebracht, sagte Reepalu. Die Daviscup-Begegnung sei eine Provokation für die in Malmö lebenden Araber und daher „kein gewöhnliches Match“, sondern „ein Match gegen den Staat Israel“. Dem Mann muss irgendwann mal ein Volley-Return direkt durch die Synapsen diffundiert sein.

Der schwedische Tennisverband sowie Politiker der konservativen und liberalen Parteien kritisierten das Vorhaben, vor leeren Tribünen zu spielen, und die Tiraden gegen Israel als „völlig überzogen“. Die Vorsitzende des schwedischen Sportverbands, Karin Mattsson Weijber, sprach von einem „inakzeptablen Beschluss“. Das von einer konservativen Mehrheit regierte Stockholm erklärte seine grundsätzliche Bereitschaft, das Spiel in der Hauptstadt stattfinden zu lassen, sagte aber schließlich doch wieder ab: Die Vorbereitungszeit sei zu knapp. Unterdessen hatten schwedische Neonazis angekündigt, an der antiisraelischen Demonstration der Linken teilzunehmen. So wuchs schließlich zusammen, was zusammen gehört.

Doch die ganze Angelegenheit endete mit einer echten Genugtuung, denn die israelischen Tennisprofis gaben die passende Antwort auf dem Court: Sie gewannen das Match mit 3:2 und brachten ihre Farben erstmals seit 1987 wieder ins Daviscup-Viertelfinale. Der israelische Tennisspieler Harel Levy bemerkte anschließend trocken: „Womöglich haben die Schweden dieses Spiel verloren, weil ihnen die Unterstützung der Zuschauer fehlte. Die Umstände haben sie stärker beeinträchtigt als uns. Hoffentlich passiert so etwas nicht noch einmal.“

Übersetzungen: Lizas Welt