27.12.06

Überzeugungstäter

Noam Chomsky ist ein umtriebiger Mann, und das auch noch mit 78 Jahren. „Ich frage mich, warum ich nicht mehr tue angesichts des Elends in der Welt und des gefährlichen Erbes, das wir Kindern und Enkeln hinterlassen“, sagte der Linguist, der auch zur Politik einfach nicht schweigen kann, Anfang Dezember dem Kölner Stadt-Anzeiger in einem Interview. Kurz darauf sorgten einige Protagonisten des Elends in der Welt dafür, dass drei Kinder und Enkel kein gefährliches Erbe mehr zu gewärtigen haben: Sie wurden vor ihrer Schule im Gazastreifen von palästinensischen Terroristen erschossen. Noam Chomsky hat sich dazu nicht geäußert. Dazu ist er viel zu sehr damit beschäftigt, „israelische Gräueltaten“ zu geißeln und vor dem „Armageddon“ zu warnen, das der amerikanische Präsident herbeiführen wolle, weshalb ihn „Extremist“ zu nennen „sogar ein Understatement“ sei.

Auch Norman Finkelstein ist einer, der unablässig redet und schreibt. Über das, was er für die „Holocaust-Industrie“ hält, beispielsweise, über die Vorzüge der Hizbollah oder über die Frage, ob seine Mutter, eine Shoa-Überlebende, möglicherweise mit den Nazis kollaboriert hat. Zu der Ermordung der drei Kinder im Gazastreifen hat aber auch Finkelstein nichts von sich hören oder lesen lassen; dafür hält er jedoch gemeinsam mit der Hamas deren Konkurrenz in Person des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas und des ehemaligen Gaza-Sicherheitschefs Mohammed Dahlan allen Ernstes für willfährige Marionetten Israels und der USA, kurz: für Verräter im Kampf für eine World without Zionism. Zur Untermalung hat er auf seiner Homepage deshalb eine entsprechende Karikatur platziert, die sich auch im Stürmer bestens machen würde, gäbe es ihn noch.

Da ist es nur konsequent, dass sich sowohl Chomsky als auch Finkelstein in ihrer Eigenschaft als jüdische Antisemiten bei Judenhassern jedweder Couleur größter Beliebtheit erfreuen, und hätten die beiden an der jüngsten Konferenz in Teheran teilgenommen, wäre ihnen wohl ein ähnlich herzlicher Empfang bereitet worden wie Moishe Arye Friedman und den Mitgliedern der „ultraorthodoxen“ Neturei Karta. Der amerikanische Anwalt, Strafverteidiger, Professor an der Harvard Law School und Autor Alan Dershowitz plädiert daher dafür, mit Hilfe von Warnhinweisen „jegliches Missverständnis auszuräumen, dass diese randständigen Hassprediger irgendjemandes Repräsentanten sind oder für irgendwen sprechen außer für sich selbst“. Sein Beitrag bildete den Auftakt zu einem neuen Weblog der Jerusalem Post, in dem Dershowitz regelmäßig veröffentlichen wird. Lizas Welt hat seinen Text ins Deutsche übersetzt.


Alan Dershowitz

Juden für Ahmadinedjad

Jerusalem Post, 24. Dezember 2006

Inzwischen weiß jeder, dass Juden für Jesus eigentlich keine Juden sind. Sie sind Christen, die ihre jüdische Herkunft als Deckmantel benutzen, um die Leute mit ihren Missionierungsdiensten hereinzulegen. Hingegen glauben viele Menschen immer noch, dass die sieben bärtigen Feinde Israels – Mitglieder eines extremen Kults namens Neturei Karta –, die eine Einladung des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedjad zum Festival der Holocaustleugner im Iran annahmen (Foto), wirkliche Juden sind. Andere wiederum denken, dass Hizbollah-Unterstützer und Holocaust-Verharmloser wie Norman Finkelstein – der seinen jüdischen Ursprung benutzt, um seinen Antisemitismus zu vertreten – echte Juden sind. Nichts könnte weiter entfernt von der Wahrheit sein, und ich schlage deshalb nun ein neues Vokabular zur Beschreibung dieser Betrüger vor. Ab sofort soll die Neturei Karta unter Juden für Ahmadinedjad bekannt werden und Norman Finkelstein samt der Seinen als Juden für die Hizbollah.

Die Neturei Karta beschreibt sich selbst als Teil der „Orthodoxen Juden vereint gegen Zionismus“. In Wirklichkeit sind sie eine kleine Sekte, die sich weigert, Israels Recht auf eine Existenz als säkularer Staat anzuerkennen. Ihrer Ansicht nach dürfen Juden Jerusalem nicht wieder besetzen, bis der Messias kommt und Gott explizit die Schaffung einer jüdischen Nation auf der Grundlage der Halacha erlaubt. Die Neturei Karta ist so erbost über ein säkulares Israel, dass es ihre oberste Mission ist, sich mit Leuten und Organisationen wie Yassir Arafat, der Hizbollah und Ahmadinedjad zusammenzuschließen, um das Menschenmögliche zur Zerstörung Israels beizutragen. Sie zählt nicht mehr als ein paar tausend Menschen.

Noam Chomsky (Foto) verdient wahrscheinlich eine eigene Kategorie. Angesichts der Tatsache, dass er eine Einführung in einem Buch des Holocaustleugners Robert Faurisson – der ebenfalls bei der iranischen Hassorgie auftrat – geschrieben hat, sollte Chomsky nun als Jude für Holocaustleugner bekannt werden. Chomsky behauptete, er habe nur Faurissons Redefreiheit verteidigt, aber diese Verteidigung klingt hohl. Erstens ist er nicht im Entferntesten ein Befürworter der individuellen Handlungs- und Gedankenfreiheit, denn Libertäre verteidigen die Freiheiten aller, ob sie nun mit deren jeweiligen Inhalten übereinstimmen oder nicht. Chomsky tritt aber nur für die ein, mit denen er konform geht. Zweitens hat er Faurissons Holocaustleugnung de facto inhaltlich in Schutz genommen. Er nannte Faurisson einen „sozusagen relativ apolitischen Liberalen“, rühmte dessen „umfangreiche historische Forschungen“ und charakterisierte dessen Erklärungen zum Holocaust als historische „Befunde“. Chomsky sagte zudem, er sehe keinen „Hinweis auf antisemitische Implikationen“ in Faurissons Behauptung, der so genannte Holocaust sei ein vom jüdischen Volk begangener Betrug.

Auch Finkelsteins aus tiefstem Herzen kommender Hass auf Juden und seine Unterstützung der Hizbollah sind gut dokumentiert und leicht zugänglich. Er ist ein Ankläger aller Opfer des Holocausts – der Überlebende „Betrüger“ und „Profitmacher“ nennt –, während er selbst die Nazisprache übernimmt, wenn er amerikanische Juden als „Parasiten“ bezeichnet. Er trägt seine Widerwärtigkeit auf der Zunge. Ein schneller Überblick über seine Positionen findet sich in einem Kapitel meines Buches The Case for Peace.

Genau wie Verbraucher von Lebensmitteln und Tabakprodukten durch Aufkleber gewarnt werden müssen, sollten auch die Konsumenten von Propaganda durch geeignete Beschriftungen gewarnt werden. Und genau wie man seine Staatsangehörigkeit aufgeben kann, kann man auf die gleiche Art auch seine Ethnizität aufgeben. Ich hoffe, dass meine Hinweise auf Antisemiten jüdischen Erbes jegliches Missverständnis ausräumen werden, dass diese randständigen Hassprediger irgendjemandes Repräsentanten sind oder für irgendwen sprechen außer für sich selbst.

Hattip: barbarashm