Preiset die Eier!
Es ist, das sei konzediert, Jahr für Jahr das Gleiche: Einem stummen Zwang respektive gewohnten Ritual folgend, begehen Tausende zu Ostern die Wiederauferstehung des Inbegriffs demonstrativer Gewaltlosigkeit – die einen die personifizierte, die anderen die organisierte Ausgabe, und manche Symbioten gar beides. Das Modell mit dem weißen Vogel ist dabei deutlich jünger als das mit dem Gekreuzigten, gleichwohl jedoch schneller gealtert; die Anhänger beider Varianten eint jedenfalls der unerschütterliche Glaube daran, dass die Welt schon von selbst friedfertiger wird, wenn man nur beizeiten die andere Wange hinhält. Also machten sich hierzulande auch dieses Jahr Jünger(e) wie zuvörderst Ältere auf, ihre Botschaft zu verkünden, die mal in der Forderung nach einer „Revolution der Liebe“ gipfelte und mal markig die „systematisch geschürte Islamophobie und Antiterror-Hysterie“ beklagte. Wie zum Dank für so viel Zuneigung tat der höchste Repräsentant der weltweiten Friedensbewegung daraufhin kund: „Iran steht seit heute auf der Liste derjenigen Staaten, die in der Lage sind, nuklearen Brennstoff herzustellen.“ Sapperlot!, möchte man da ausrufen. Die hiesigen Appeaseniks hatten sich nämlich in durchaus weiser Voraussicht in Marsch gesetzt und den Mullahs ein freundliches Bahn frei! entboten. Zum Lohn dafür lag bei den Besten eine Anerkennung im Korb. Hier sind die Hauptpreisträger:
Das bronzene Osterei für den dritten Platz ging an die Organisatoren des Berliner Ostermarschs für ihre wirklich bestechende Logik. „Statt die Atomwaffen endlich weltweit abzuschaffen, sind die Arsenale“ – regionalspezifisches Beispiel gefällig? Bitteschön: „so auch die Lager der US-Armee im Hunsrück“ – „mit ihnen gefüllt, und“, Männer: aufgepasst!, „es werden immer noch neue Typen erforscht.“ Das hat natürlich Folgen, denn so was kommt schließlich von so was: „Gleichzeitig streben immer mehr Staaten nach Atomwaffen, um nicht militärisch angegriffen zu werden.“ Nordkorea und der Iran zuvörderst, steht allerdings bloß zu vermuten, denn getraut hat man sich – aus welchen Gründen auch immer – offenbar nicht, die Aufrüstung etwa der Mullahs offensiv als Defensivmaßnahme gegen die jüdische Weltverschwörung in Anschlag zu bringen. Jedenfalls gilt, und hier geraten die Bezüge vollends ins Straucheln: „Damit wächst die Gefahr des Einsatzes dieser Waffen, statt den Verpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag nachzukommen.“ Uno, bitte übernehmen! Und die Gefahr per Resolution respektvoll ermahnen, dass sie mal ein Papier unterschrieben hat! Bevor „immer noch neue Typen erforscht“ werden.
Mit Platz zwei und also dem silbernen Osterei durften sich die Friedensfreunde aus und in Hamburg schmücken. Die hatten selbstbewusst verkündet: „Der Ostermarsch ist notwendig wie eh und je“, bevor sie befanden: „Der von den USA angeführte Krieg gegen den Terror im Irak und in Afghanistan eskaliert weiter.“ Was jedoch, versteht sich, keinesfalls an den Terrorfreunden liegen kann, denn: „Dabei geht es nicht um Demokratisierung, sondern um weltweite Dominanz über rohstoffreiche und geostrategisch bedeutsame Regionen.“ Kein Blut für Öl!, tönt es ergo aus der Pipeline-Fraktion, denn: „Eine militärische Auseinandersetzung um das Atomprogramm des Iran droht.“ So kann man das Ansinnen der Mullahs, Israel zu vernichten, und den Versuch, sie davon abzuhalten, natürlich auch formulieren und daher fordern: „Faire Verhandlungen mit dem Iran – ohne Sanktions- und Kriegsdrohungen!“ Sondern stattdessen vielleicht mit dem Versprechen, eine World without Zionism auf, nun ja, herkömmlichem Weg ins Werk zu setzen.
Das goldene Osterei für den Sieger jedoch gebührte den Veranstaltern des Ostermarschs Rhein/Ruhr 2007. Denn die hatten nicht nur die schlichteste und kürzeste Kausalkette zu bieten – „Vor allem die Drohpolitik der USA führt zu neuer atomarer Aufrüstung“ –, sondern glänzten auch mit der neckischen und fast schon in Vergessenheit geratenen Wortkreation „USAtombomben“. Nächstes Jahr geht es dann vermutlich gegen „IsraÖl“ auf die Straße. Hatten wir auch schon länger nicht mehr. Oder – man ist ja nicht nur anti – für „Machmut“. Der heißt schließlich nicht umsonst so.