Spaßbremsenalarm

Daher ruft das ISM nun gemeinsam mit der britischen Boycott Israeli Goods Campaign dazu auf, Protestschreiben an den englischen und den europäischen Fußballverband sowie an die Initiative Kick Racism out of Football zu schicken und sich dort „über Israels Einbeziehung in die Euro 2008 und Englands Qualifikationsspiel gegen Israel zu beschweren“. Als Vorbilder dienen den zornigen Palästinafans dabei eine Mahnwache anlässlich des Davis-Cup-Spiels Israels gegen Großbritannien im Tennis, das im Juli vergangenen Jahres und damit während des Libanonkrieges stattfand, und die Absage des Cricket-Spiels Israel – Schottland Anfang August 2006 infolge von Protesten. Zudem plant man beim ISM Aktionen gegen die Sponsorenvereinbarung zwischen dem Fußballklub Arsenal London und dem israelischen Tourismusministerium, die vor ziemlich genau einem Jahr getroffen wurde. Besonders gut sind die Aussichten der entschlossenen Kämpfer wider die zionistische Weltverschwörung allerdings nicht: Die Uefa hat erst Mitte September ihren Beschluss aufgehoben, keine internationalen Begegnungen in Israel zuzulassen, und seitdem dürfen israelische Klubs ihre Heimspiele zumindest wieder in Tel Aviv austragen. Es ist derzeit eher nicht anzunehmen, dass der europäische Verband deren Ausschluss ernsthaft in Erwägung zieht. Und auch die ebenfalls zum Boykott aufgerufene englische Football Association (FA) macht keine Anstalten, die Partie abzusagen.

Dessen ungeachtet ist das Spiel Israels gegen England für viele im Land des Gastgebers etwas Besonderes: Es ist das erste Mal, dass sich diese beiden Länder in einem Fußball-Qualifikationsspiel gegenüberstehen. Bisher gab es lediglich zwei Freundschaftsspiele, das letzte davon im Februar 1988 mit einem für Israel beachtlichen torlosen Remis. Nun also geht es darum, die eigenen Chancen auf eine Teilnahme an der Euro 2008 in Österreich und der Schweiz zu verbessern, das heißt zu den in der Qualifikationsgruppe führenden Ländern Kroatien und Russland aufzuschließen. Das Stadion in Tel Aviv wird ausverkauft sein, wobei auch etwa 4.500 englische Fans erwartet werden, darunter mehrere hundert jüdische Anhänger, deren Reise nicht zuletzt von Maccabi Großbritannien organisiert wird. Der englische Fußballverband wiederum verfügt über recht freundschaftliche Beziehungen zum israelischen, der IFA; erst kürzlich hatte letzterer eine Delegation der FA, der auch der frühere englische Internationale John Barnes vom FC Liverpool angehörte, zu Gast.
Ausgezeichnete Rahmenbedingungen also für ein spannendes Spiel, und daran werden selbst die notorischen Spaßbremsen vom ISM nicht allzu viel ändern. Also sollte man deren Initiative, um es noch einmal mit Bruno Labbadia zu sagen, auch nicht hochsterilisieren, sondern hernach wie der frühere österreichische Nationalspieler Herbert Prohaska sagen können: „Heute haben wir uns gut aus der Atmosphäre gezogen.“
Hattip: Gudrun Eussner